Artan Pojani kam vor 25 Jahren als Asylbewerber aus Albanien nach Deutschland. Im Jahr 2000 hat er in Coburg eine Firma gegründet: Powatec beschäftigt 29 Mitarbeiter, baut Schwimmbäder und hat einen Jahresumsatz von etwa fünf Millionen Euro.
SZ: Herr Pojani, was hat Sie vor 25 Jahren dazu bewogen, Albanien zu verlassen?
Artan Pojani: In Albanien regierte zu der Zeit eine orthodox kommunistische Partei, wir lebten in einer Diktatur ohne Meinungsfreiheit und mit geschlossenen Grenzen. Unsere einzige freiheitliche Quelle war das italienische Fernsehen. Ich sah einfach keine Zukunft in diesem Land.
Und wie kamen Sie nach Deutschland?
Polnische Geschäftskunden haben mich und meine Frau zu sich nach Hause eingeladen, wir machten dann in Polen unsere Flitterwochen. Dort haben wir die Gelegenheit genutzt und sind spontan über die Grenze. Vor 1990 wär' das nicht gegangen, unsere ganze Familie zu Hause wäre verhaftet worden. Aber in dem Jahr haben unsere Eltern gesagt: Macht das! Also sind wir nach Berlin. Dort hat man uns befohlen, nach Zirndorf aufzubrechen, in die Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber. Wenn ich heute darüber nachdenke: abenteuerlich.
Wie haben Sie Zirndorf in Erinnerung?
Es war schmutzig, es war voll, viel zu viele Menschen auf viel zu wenig Raum. Aber verglichen mit Albanien? Wir hatten kein fließendes Warmwasser dort, Duschen kannten wir nur aus dem Hotel. Gemischte Gefühle also. Zum Glück ging es bald nach Coburg, in ein Mehrfamilienhaus. Da ging die Warterei los. Die ist das Schlimmste.
Was macht man da den ganzen Tag?
Die Gedanken kreisten ständig um die Zukunft, wir durften ja nicht arbeiten. Der Weg zurück nach Albanien kam aber nicht infrage, bis 1993 wäre man da als Verräter sofort in Haft genommen worden. Wir bekamen hier kein politisches Asyl, waren aber geduldet. Was konnten wir machen? Lernen, lernen, lernen, nichts anderes! Wir konnten ja null Deutsch. Aber mithilfe von Wörterbüchern kann man auch das lernen. Sprachkurse gab's da noch nicht.
Gab es den Gedanken: Haben wir wirklich alles richtig gemacht?
Oh ja. In Albanien konnt' ich arbeiten, hatte meine sozialen Netze. Es war verdammt hart und schwierig am Anfang.
Waren Sie enttäuscht?
Sowieso. Sehen Sie: Man hat kaum Kontakte, man kennt das Land nicht und die Leute nicht. Man sieht alles nur von außen, man ist irgendwie neidisch. Wir sind viel spazieren gegangen am Anfang, auch in Zirndorf. Man sieht die Häuser, man ist beeindruckt, man ist so happy, so was zu sehen. Aber irgendwann, klar, muss man die Wut bekämpfen: Ja, was mach' ich denn jetzt hier?