Volksfest:Auf der Kerwa in Erlabronn ist Schluss mit vegan

Volksfest: Christian Hilgert, 40, Industriekaufmann aus dem mittelfränkischen Scheinfeld-Erlabronn, isst diesmal wieder ein Schäuferla auf der Kerwa.

Christian Hilgert, 40, Industriekaufmann aus dem mittelfränkischen Scheinfeld-Erlabronn, isst diesmal wieder ein Schäuferla auf der Kerwa.

(Foto: privat)

Zwei Mal gab es Tofu-Wurst, vegetarisches Curry und Knödel mit Pfifferlingen. Organisator Christian Hilgert erklärt, warum in diesem Jahr wieder Schäuferla und Krustenbraten auf den Tisch kommen.

Interview von Olaf Przybilla, Scheinfeld-Erlabronn

Nach zwei rein veganen Kerwas kehrt der "Gesellige Verein Erlabronn" an diesem Wochenende wieder zum bewährten fleisch- und wursthaltigen Franken-Volksfest zurück. Ein Gespräch mit dem Organisator der mittelfränkischen Kirchweih, Christian Hilgert.

SZ: Herr Hilgert, hat sich Erlabronn schon satt gegessen an Grünkernbratlingen?

Christian Hilgert: Also Moment, ich ess das schon mal ganz gern. Gut, zugegeben, jetzt vielleicht nicht grad Grünkernbratlinge. Aber so was hatten wir ja auch gar nicht bei unserer letzten Kerwa.

Sondern?

Semmelknödel mit Pfifferlingen, karibisches Curry, solche Sache. Aber auch so artverwandte Gerichte: Eine Currywurst aus Tofu zum Beispiel, alles lecker.

Und ein leckeres Tofu-Schäuferla?

Das nicht. Aber eine Art Hackbraten hatten wir. Und etwas, das Spaghetti Bolognese ähnlich war. Das ist zweimal richtig gut angekommen. Das Festzelt war immer voll. Und das soll schon was heißen: Unser Dorf Erlabronn hat 80 Einwohner. Aber in unser Festzelt passen etwa 200 Leute.

Warum dann jetzt wieder Fleisch?

Das hat mit dem Zuspruch überhaupt nichts zu tun. Wir wollen halt Abwechslung hier. Diesmal bieten wir an: Einen Jazzabend mit bayerischem Whisky.

Also bitte, jetzt mal Hand aufs Herz: Das ging doch nicht spurlos an Erlabronn vorbei - eine vegane Kerwa.

Ja, in der Region gab es natürlich Wallung, das versteht sich doch von selbst. Logischerweise gab es da welche, die gesagt haben: Mit Verlaub, auf eine fränkische Kerwa gehört eine gescheite Bratwurst.

Also.

Ja schon. Aber dafür waren hier Leute, die sehr weite Wege gefahren sind, aus der ganzen Republik. Die haben gesagt: Endlich mal ein Volksfest, auf dem wir mal nicht nur Pommes essen müssen.

Haben Sie signifikante Unterschiede festgestellt beim Trinkverhalten zwischen Veganern und Fleischessern?

Dass der eine weniger säuft als der andere, meinen Sie? Nein, null. Da ließen sich keinerlei Abweichungen erkennen.

War ein unterschiedliches Aggressionspotenzial festzustellen?

Auch nicht. Unser Zelt war ja am ersten Sonntag schon um fünf Uhr nachmittags ausverkauft. Da kamen Gäste von weither, über hundert Kilometer, die kamen da nicht mehr rein. Aber die waren total tiefenentspannt, die fanden das trotzdem gut.

Gibt's denn Nachahmer in Franken?

Nicht, keine. Ich schätz' mal, da wird's auch in Zukunft kaum welche geben.

Und diesmal also wieder das fränkische Vollprogramm: Bratwurst, Schäuferla, Krustenbraten. Und für Veganer?

Haben wir nichts Spezielles diesmal. Unser Koch sagt: Wenn ich 20 vegane Gerichte vorbereite, dann will das keiner, weil's diesmal wieder Fleisch gibt. Dann muss ich das wegschmeißen. Das wollten wir nicht.

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