Volksbegehren G8/G9:Gute Nacht, Opposition

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Das Volksbegehren zum Gymnasium ist deutlich gescheitert - nur 2,9 Prozent stimmten ab.

(Foto: dpa)

Dass das Volksbegehren zum Gymnasium so erbärmlich gescheitert ist, liegt weniger an der Fußball-WM als an der Verschnarchtheit von SPD und Grünen. Mit Gruseln darf man dem nächsten Konzept der Staatsregierung entgegensehen.

Ein Kommentar von Sebastian Beck

Nur noch mal zur Erinnerung: Das achtstufige Gymnasium wurde in Bayern nicht aus bildungspolitischen, sondern aus wirtschaftspolitischen Erwägungen eingeführt. Ministerpräsident Edmund Stoiber sagte es damals ganz offen: Die Hochschulabgänger seien im internationalen Vergleich zu alt. Ein vermeintlicher Wettbewerbsnachteil also, den es sofort abzustellen galt.

Seit nunmehr einem Jahrzehnt plagen sich bayerische Schulminister mit den Folgen der Stoiberschen Zeitgeist-Entscheidung herum. Stets war in den Umfragen eine Mehrheit der Bevölkerung gegen das achtstufige Gymnasium. Bundesländer, die zum altbewährten System zurückkehrten, haben damit gute Erfahrungen gemacht. Trotzdem sind die Freien Wähler mit ihrem Volksbegehren erbärmlich gescheitert.

Warum? Die Fußballweltmeisterschaft, die alles andere für Wochen absorbierte, erklärt die schwache Beteiligung von 2,9 Prozent nur zum Teil. Entscheidend ist, dass sich Opposition und Lehrerverbände nicht auf ein gemeinsames Konzept einigen konnten. Sie haben damit die einmalige Chance verspielt, den größten bildungspolitischen Irrtum des vergangenen Jahrzehnts zu korrigieren. Das Scheitern des Volksbegehrens bestätigt keinesfalls die Politik der Staatsregierung, wie Ministerpräsident Horst Seehofer nun allen weismachen will. Es zeigt allenfalls, wie disparat die Opposition in Bayern ist.

Den Freien Wählern darf man zugute halten, dass sie sich wenigstens getraut haben, auch wenn ihr Konzept unausgereift war. Die verschnarchten Sozialdemokraten und Grünen können sich jetzt wieder in aller Ruhe der folgenlosen Besserwisserei widmen. Mit Gruseln darf man nun dem nächsten Konzept der Staatsregierung fürs Flexi-Maxi-Irgendwas-G-8 entgegensehen. Statt das neunstufige Gymnasium zur Regel und das G 8 zur Ausnahme zu machen, doktert Schulminister Ludwig Spaenle weiter herum.

In einem Punkt liegen die Kritiker des G 8 allerdings falsch: Es ist nicht der Lern-Gulag, wie hysterische Eltern immer wieder behaupten. Halbwegs begabte Faulpelze und Langschläfer können es immer noch bis zum Abitur bringen und gleichzeitig Fußball spielen und Partys feiern. Der Unterrichtsstoff ist inzwischen arg zusammengestrichen worden - auch eine Folge des G 8, bei dem es nun bleiben wird. Schade, denn man hätte den eigenen Kindern gerne eine längere Jugend und mehr Bildung gegönnt.

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