Im "lieblichen Weinort an der Mainschleife", wie sich Volkach selbst nennt, geht es derzeit ganz und gar nicht lieblich zu. Ein Unternehmer möchte dort direkt am Mainufer ein Hotel bauen, hochwassersicher auf Betonstelzen, wütende Bürger wollen das verhindern.
Deren Wut richtet sich in erster Linie gegen den Bürgermeister der 9000-Einwohner-Stadt, denn ohne das Rathaus wäre das Projekt nicht machbar: Die Stadt will dem Hotelier das notwendige Baugrundstück zur Verfügung stellen.
Dass Bürgermeister und Stadträte seit mehr als einem Jahr in die Pläne eingeweiht waren, ohne die Allgemeinheit von ihren Absichten zu informieren, hat die Gemüter nicht gerade besänftigt. Die Bürger erfuhren erst vom Hotel, als die Idee schon in die Form einer offiziellen Bauvoranfrage gegossen war.
Bald zog der Protest, der in den Reihen des Bundes Naturschutz begann, immer weitere Kreise. Im März gründeten die Hotelgegner schließlich eine Bürgerinitiative, nun haben sie in kürzester Zeit mehr als die notwendigen Stimmen für ein Bürgerbegehren gesammelt. "Die Resonanz war dermaßen groß, dass wir selbst überrascht wurden", sagt Elmar Erhard von der Bürgerinitiative. Er betont auch: "Wir haben nichts gegen ein Hotel. Nur nicht an diesem Ort."
Aus Sicht der Hotelgegner ist die Sache klar: Die Mainschleife, dieser malerische Umweg, auf den sich der Fluss zwischen Kitzingen und Schweinfurt begibt, ist Volkachs Alleinstellungsmerkmal und darf nicht zugebaut und schon gar nicht verschandelt werden. Außerdem liegt der potenzielle Bauplatz im Außenbereich, im Landschaftsschutzgebiet und sogar im Überschwemmungsgebiet und sei deshalb gar nicht genehmigungsfähig.
Dass das Landratsamt Kitzingen zu einem anderen Ergebnis gekommen ist und einen positiven Vorbescheid erlassen hat, lässt Elmar Datzer von der Bürgerinitiative zu dem Schluss kommen, es gebe "ein Komplott" von Investoren, Stadt und Landratsamt - mit dem Ziel, alle Hindernisse in geheimen Vorgespräche aus dem Weg zu räumen. Die Genehmigungsbehörde hat diese Unterstellung scharf zurückgewiesen. Bisher liege noch kein Bauantrag und damit keine Genehmigung vor, betont das Landratsamt, sondern lediglich ein Vorbescheid, in dem Bedingungen und zu klärende Fragen aufgelistet sind.
Unter anderem müsse die Stadt Volkach zunächst ihren Flächennutzungsplan ändern. Und das Antragsverfahren diene durchaus dazu, mögliche Schwierigkeiten zu identifizieren, damit der Antrag dementsprechend angepasst werden kann. "Jeder Bauinteressent hat das Recht, sich vom Bauamt neutral beraten zu lassen", betont das Landratsamt.
Die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt hat große Bedenken gegen das Projekt geäußert, das sie für eine "erhebliche Beeinträchtigung des Naturhaushalts und des Landschaftsbildes" hält. Die amtlichen Naturschützer haben eine ganze Reihe von Auflagen formuliert, die zum Teil schon in die Planung eingeflossen sind, etwa bei der Gebäudehöhe. Andere, etwa zum Artenschutz, müssten erst noch berücksichtigt werden.