Vogelschutzbund:Mehr Aufklärung für Tierhalter in Wolfsregion

Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) hat die Forderung bekräftigt, dass die Landwirtschaftsbehörden und der bayerische Bauernverband die Tierhalter in den Wolfsregionen im Freistaat intensiv und von sich aus über Präventionsmaßnahmen gegen die Raubtiere informieren müssen. "Wir wissen seit drei Jahren, dass im Veldensteiner Forst ein Wolfsrudel lebt", sagt der LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer. "Allerspätestens nach dem Übergriff auf das erste Wildgatter hätten alle Alarmglocken schrillen müssen zum Schutz des benachbarten und aller weiterer Gehege in der Region." Im oberfränkischen Betzenstein, nahe dem Veldensteiner Forst, haben Wölfe binnen weniger Tage zwei Wildgatter angegriffen und 25 Tiere gerissen. Die Gatter waren nicht gegen Wolfsangriffe gesichert, obwohl der Freistaat Nutztierhaltern Präventionsmaßnahmen zum Teil zu 100 Prozent finanziert.

Das Agrarministerium wies die Kritik zurück. Es geben diverse Angebote für einen Herdenschutz, sagte ein Sprecher von Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU). Die Behörden appellierten an die Bauern, die Programme zu nutzen. So bekommen Landwirte aus dem sogenannten Ausgleichsfonds Große Beutegreifer Schadenersatz für jedes gerissene Nutztier. Aus dem Herdenschutzprogramm erhalten sie Zuschüsse für Präventionsmaßnahmen, etwa für wolfssichere Zäune oder Herdenschutzhunde. Außerdem gebe es seit 2017 landesweit Seminare über den Herdenschutz, sagte der Sprecher. Seit 2019 habe jedes Landwirtschaftsamt einen eigenen Ansprechpartner für Herdenschutz. Insider berichten allerdings, dass die Agrarbehörden dem Thema Wolf sehr reserviert gegenüberstünden. So habe es seit Auftreten des ersten stationären Wolfes in Oberbayern zehn Jahre gedauert, bis das Ministerium das Herdenschutzprogramm aufgelegt habe. Auch jetzt würden Tierhalter längst nicht in der gleichen Intensität über die Wölfe aufgeklärt und informiert wie über andere landwirtschaftliche Fragen. Beim LBV und anderen Organisationen ist außerdem schlecht angekommen, dass Ministerin Kaniber unlängst zwar Erleichterungen für den Abschuss von Wölfen gefordert, dabei aber mit keinem Wort erwähnt hat, dass Bauern laut "Aktionsplan Wolf" des Freistaats ihre Nutztiere ausreichend vor Übergriffen schützen sollen.

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