Süddeutsche Zeitung

Verschwundener Millionär aus Deggendorf:Zehn Hinweise im Fall Luxi

Der 86-jährige Millionär Georg Luxi ist seit Jahren spurlos verschwunden, nun hat auch "Aktenzeichen XY" über den Fall berichtet. Nach Ausstrahlung der Sendung sind bei den Ermittlern zahlreiche Hinweise eingegangen. Der Sohn seiner Lebensgefährtin wird zunehmend als Schlüsselfigur gesehen.

Von Wolfgang Wittl

In den Fall des verschwunden Millionärs Georg Luxi kommt wieder Bewegung. Zwei Tage nach Ausstrahlung der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY" sind bei den Ermittlern etwa zehn, "teils sehr interessante Hinweise" eingegangen, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern sagt. Die Spuren führen offenbar auch ins Ausland.

Neue Aufschlüsse erhofft sich die Polizei durch die Tatsache, dass in dem Beitrag nicht nur ein Foto des mutmaßlich dementen Luxi gezeigt wurde, sondern erstmals auch von dessen Lebensgefährtin Maria Schmidt, die den 86-Jährigen unter Verschluss halten soll. Für Hinweise zur Ergreifung der 76-Jährigen hat das Landeskriminalamt eine Belohnung von 2000 Euro ausgesetzt.

Als Schlüsselfigur in diesem Vermisstenfall wird indes Schmidts Sohn angesehen, der in Deggendorf wohnt und weiterhin Luxis Nobelkarosse benutzt. Ihm und seiner Mutter wird vorgeworfen, den früheren Geschäftsmann gezielt von der Öffentlichkeit abzuschirmen, um dessen Vermögen zu behalten.

Der angeblich seit Jahren demente Luxi hat Schmidt und deren Sohn eine Vollmacht ausgestellt, als er sich schon nicht mehr im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte befunden haben soll. Wie sich vor gut zwei Jahren herausstellte, nutzten beide diese Vollmacht, um unter dubiosen Umständen Luxis Barvermögen von etwa einer Million Euro sowie sämtliche Immobilien auf sich zu übertragen. Die beiden Töchter von Georg Luxi sahen ihren Vater zum letzten Mal im Dezember 2010, auch die Lebensgefährtin ist seitdem abgetaucht.

Der Justiz ist es bisher nicht gelungen, von Schmidts Sohn eine Aussage zum Verbleib Luxis zu bekommen, obwohl eine Anklage wegen Unterschlagung und Freiheitsberaubung längst möglich wäre, wie Volker Thieler, der Anwalt von Luxis Töchtern, sagt. Die Polizei habe gut vorgearbeitet, doch seien ihr die Hände gebunden, weil die Staatsanwaltschaft einfach nichts unternehme. "Einen derart dreisten Fall von Erbschleicherei wie diesen habe ich in 30 Jahren als Anwalt noch nicht erlebt", sagt Thieler.

Zuletzt wurde Schmidts Sohn dabei beobachtet, wie er in der Nacht vom 28. Dezember 2012 Luxis Möbel aus dessen Wohnung holen ließ. Die Hoffnung von Luxis Töchtern auf ein Wiedersehen mit ihrem Vater schwindet derweil: "Je mehr Zeit vergeht, desto unwahrscheinlicher wird es, dass wir ihn lebend zu Gesicht bekommen", sagt Evelyn Angerer.

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Quelle:
SZ vom 19.01.2013
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