Süddeutsche Zeitung

Loisachtal:Kein Weg führt nach Griesen

Niemand wohnt gern an der Durchfahrtsstraße, praktisch ist sie trotzdem. Das werden sie bald auch in Griesen merken. Dort hat die Baustellenplanung nicht wirklich gut funktioniert.

Von Matthias Köpf

Es ist ja nicht so, dass es von Griesen aus bald gar nirgends mehr hinginge. Hinüber zum Plansee gibt es zum Beispiel einen kommoden Wanderweg, Steige führen auf den Friederspitz oder den Hohen Ziegspitz, eine Überschreitung ins Graswangtal bietet sich an oder eine Wanderung zum Eibsee. Für den Schulweg nach Garmisch-Partenkirchen und zurück ist das aber nicht das Richtige, und wenn es mit der Geburt am errechneten Termin akut wird für die schwangere Frau, wird sie der werdende Vater kaum über die Berge in die Klinik tragen wollen.

Die Straße nach Garmisch aber wird von Montag an tagsüber wegen Sicherungsarbeiten an einer bröckligen Felswand gesperrt. In die andere Richtung machen die Tiroler dicht, eine Brückensanierung. Zum Glück führt noch eine Bahnlinie durchs enge Loisachtal. Für die hat die Bahn aber Gleisbauarbeiten auf Tiroler Seite angekündigt.

Dass sie also demnächst von der Außenwelt abgeschnitten sein werden, haben sich die rund 70 Griesener laut ihren Klagen im Garmisch-Partenkirchner Tagblatt aber selber zusammenreimen müssen, denn ihnen habe keiner was gesagt von dem runden Tisch Anfang März im Bauamt in Weilheim. Da haben sich allerlei Behörden, Bahnen und Gemeinden beiderseits der Grenze abgesprochen und festgelegt, dass der Rettungswagen während der fünfwöchigen Vollsperrung im Zweifel über den Gehweg nach Griesen fahren und die Feuerwehr notfalls aus Tirol kommen soll. Von pragmatischen grenzüberschreitenden Lösungen war die Rede und davon, wie wichtig es war, sich frühzeitig zusammenzusetzen.

Dass es noch viel frühzeitiger ein Treffen zur exakten Synchronisierung der Bauvorhaben gegeben hat, ist aber nicht anzunehmen, denn so eng arbeiten die Beteiligten offenbar auch wieder nicht zusammen: So hat nun die Deutsche Bahn mitgeteilt, dass sie nun doch eine Pendelverbindung von Garmisch bis Griesen aufrecht erhalten will, sofern sie nicht von den Arbeiten an der Felswand betroffen sein wird. Und auf der Straße können die Griesener ja nachts nach Garmisch fahren, wenn an der Wand nicht gearbeitet wird. Am Wochenende soll es übrigens eine Ampelregelung geben. Bei Grün dürfen dann nicht nur die Ausflügler fahren. Sondern sogar die Griesener.

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SZ vom 08.05.2019/vewo
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