Verjüngung der Partei:Junges Gemüse für die CSU

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Dass Siegfried Schneider in Mühldorf einen Triumph einheimste, war ein Signal an die CSU-Gesamtpartei. Und eine Lehre für die Huber-Anhänger.

Kassian Stroh

Siegfried Schneider sah sich als Protagonist: "Ich stehe für eine neue Politikergeneration", sagte der 51-Jährige am Samstag in seiner Bewerbungsrede um den oberbayerischen CSU-Bezirksvorsitz.

Und das bezog sich weniger auf den 67-jährigen Alois Glück, der nach 13 Jahren dieses Amt aufgab. Sondern vielmehr auf seinen Kontrahenten Thomas Goppel, 60, den er mit 63 Prozent der Stimmen besiegte.

Diese Lehre haben viele Delegierte und Parteifunktionäre aus dem Bezirksparteitag gezogen: Die Frage der Verjüngung war einer der ausschlaggebenden Gründe für Schneider; der Generationswechsel in Oberbayern ist auch ein Signal an die Gesamtpartei, die seit Monaten größte Mühen hat, sich auf die Zeit nach Edmund Stoiber einzustellen.

Es regieren noch die Alten

Denn noch regiert die alte Garde. Und wenn Günther Beckstein Ministerpräsident wird und Erwin Huber CSU-Vorsitzender, dann werden das auf diesen beiden Positionen auch noch zwei Vertreter jener alten Garde tun.

Beckstein ist 64 und sitzt seit 33 Jahren im Landtag, Huber tut dies seit 29 Jahren und ist auch schon 60 Jahre alt. Sein Kontrahent Horst Seehofer ist nicht viel jünger - er wird am Mittwoch 58. Dass keiner von ihnen eine ähnlich lange Verweildauer im Amt haben wird wie Stoiber, der als 52-Jähriger Ministerpräsident wurde, wissen sie selber.

Mit Schneider ist nun erneut einer aus der nachfolgenden Generation aufgestiegen. Aus der Riege der CSU-Bezirkschefs kann man dazu auch Fraktionschef Joachim Herrmann (Mittelfranken) zählen, den EU-Abgeordneten Markus Ferber (Schwaben) oder Umweltminister Werner Schnappauf (Oberfranken).

Wer die Unterstützung der Parteifunktionäre hat, gewinnt

Eine zweite Lehre ziehen vor allem Hubers Anhänger. Sie sehen das Ergebnis von Mühldorf als eine klare Bestätigung für ihn. Zum einen weil sich gezeigt habe, dass, wer die Unterstützung weiter Kreise der Parteifunktionäre hat, am Ende auch gewinne.

Das galt nicht nur für Schneider, sondern vor allem gilt das für Huber im Wahlkampf um den CSU-Vorsitz. Zum anderen fürchten sie nun nicht mehr so sehr, Stoiber selbst könne am Ende seine offizielle Neutralität aufgeben und offen für Seehofer werben - allein um sich an den vermeintlichen Verschwörern von Kreuth mit Beckstein und Huber an der Spitze zu rächen.

Der scheidende CSU-Chef hatte sich schließlich in Mühldorf klar auf Seiten Goppels geschlagen und auch gegen das Tandem Huber-Beckstein gestichelt. Dass das die Delegierten kalt ließ, wird in der CSU-Spitze durchaus erleichtert registriert.

Und ob Stoiber so etwas beim Parteitag im September noch einmal versuchen wird? Das könnten sie sich nicht vorstellen, sagen mehrere CSU-Spitzenleute. Einer der Huber-Befürworter hingegen warnt: "Wer von sich denkt, keiner kann es besser als ich, lässt sich auch von Mühldorf nicht beeindrucken."

Vielleicht hilft in dieser Frage eine kleine Szene weiter, die die Augsburger Allgemeine in Mühldorf beobachtete: Stoiber, in ein Gespräch vertieft, wurde von einer Wahlhelferin um seinen Stimmzettel für die Vorstandsbeisitzer gebeten. Er indes winkte ab mit den Worten: "Auf mich kommt es hier eh nicht mehr an."

© SZ vom 3.6.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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