Vergewaltigung in Herrsching:War der 28-Jährige ein Serientäter?

Er vergewaltigt eine Frau und überfährt sie, in der Wohnung einer 63-Jährigen legt er Feuer. Die Polizei hat eindeutige Indizien, dass der Mann aus Herrsching für beide Taten verantwortlich ist. Auch für einen weiteren Überfall kommt er in Frage.

Von Christian Deussing und Susi Wimmer

Handelte es sich bei dem Mann, der in Herrsching eine Frau vergewaltigt und überfahren hat, doch um einen brutalen Serientäter? Die Polizei hat eindeutige Indizien, dass der 28-Jährige auch in Neuried eingebrochen ist und, um seine Spuren zu verwischen, die Wohnung angezündet hat, in der eine 63-Jährige schlief.

Nach Informationen der SZ prüfen die Ermittler außerdem auch, ob der gelernte Heizungsbauer noch für einen brutalen Überfall auf eine 85-jährige Rentnerin in Stockdorf in Frage kommt. Die Ermittlungen laufen auch Hochtouren. Der mutmaßliche Täter kann aber nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden. Er nahm sich nach dem versuchten Mord in Herrsching selbst das Leben.

Das Wort "Täter" darf der Ermittler nicht benutzen

Die Beweise sind schlagkräftig, trotzdem redet der Leitende Kriminaldirektor Frank Hellwig nur im Konjunktiv: Eine Reihe von Indizien sprächen dafür, dass der Vergewaltiger von Herrsching auch den Einbruch in Neuried verübt habe. Da er nachts Feuer gelegt und den Tod der 63-jährigen Bewohnerin billigend in Kauf genommen hatte, geht die Polizei von einem versuchten Mord aus. Durch Zufall war die Rentnerin wach geworden, konnte sich schwer verletzt retten. Das Wort "Täter" darf Hellwig nicht benutzen, aus rein juristischen Gründen. Der Verdächtige ist tot, er kann nicht mehr vor Gericht als "Täter" verurteilt werden.

Die Polizei aber geht davon aus, dass der aus Herrsching stammende Mann in der Nacht des 1. Mai in die Wohnung der 63-jährigen Neuriederin eingebrochen war. Mit einem Schraubenzieher hatte er vergeblich versucht, das Schlafzimmerfenster aufzuhebeln. Auch sein Versuch an der Terrassentüre scheiterte, schließlich schlug er die Scheibe ein. Der dilettantische Versuch aber hinterließ eine eindeutige Spur. Denn in dem Metallfensterrahmen drückten sich die Rillen und feinen Beschädigungen des Werkzeugs ab. "Individuelle Schartenlinien", nennt das Josef Weilhammer vom Landeskriminalamt (LKA).

Polizei fand weiteren Beweis

Als die Mordkommission den Neurieder Fall übernahm, warfen sie auch ein Auge auf Täter, die immer gleich vorgehen, und deren Werkzeuge. Nach dem Suizid des 28-Jährigen fand die Polizei in dessen Wagen etliche Schraubenzieher und brachte sie zur Untersuchung ins LKA. Tatsächlich wies ein Exemplar mit sechs Millimeter-Spitze dieselben Schartenlinien auf wie die Polizei sie am Fenster in Neuried gefunden hatte. Zudem entdeckten die Ermittler noch einen Beweis: Auf dem Fahrersitz des Wagens des 28-Jährigen sicherten sie DNA-Material von der 63-jährigen.

Der mutmaßliche Täter hatte vor der Brandlegung Schmuck, Geld, EC-Karte mit Pin sowie eine gelbe Strickjacke des Opfers gestohlen. Die Jacke zog er sich verkehrt herum an und hob dann mit Maske vermummt Geld an zwei EC-Automaten ab. Die Polizei vermutet, dass das DNA-Material von der gelben Strickjacke der Frau stammt.

Eine weitere brutale Tat schockte Ende April die Bewohner in Stockdorf: Am helllichten Tag schlug ein Einbrecher das Fenster eines Einfamilienhauses ein, obwohl er sah, dass die 85-jährige Bewohnerin zu Hause war. Als diese ihre Tochter anrufen wollte, packte er die gehbehinderte Frau, warf sie zu Boden und riss die Telefonleitung aus der Wand. Erst als die Tochter später nach dem Rechten sehen wollte, fand sie ihre Mutter hilflos am Boden liegend. Ob der kaltblütige Überfall auch auf das Konto des Herrschingers geht, wird geprüft.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: