Vereine in Bayern:Vorsitzende dringend gesucht

Vereine in Bayern: Ohne Ehrenamtliche läuft nichts in den Vereinen, das ist auch bei der DJK Landsberg so. Dort immerhin ist für die nächsten Jahre der Vorstand gesichert.

Ohne Ehrenamtliche läuft nichts in den Vereinen, das ist auch bei der DJK Landsberg so. Dort immerhin ist für die nächsten Jahre der Vorstand gesichert.

(Foto: privat)

Für viele Vereine wird es immer schwieriger, Ehrenamtliche zu finden. Das liegt am Zeitaufwand - und an der Bürokratie.

Von Katharina Kausche, Landsberg

Die Geschichte hat sich wiederholt, sagt Horst Geiger. Wieder einmal stand die DJK Landsberg im vergangenen Jahr ohne Kandidaten für den Vorstand da. Wieder einmal drohte die Vereinsauflösung. Wie schon 2015 ging dann doch noch alles gut - zumindest vorerst. Wie der DJK geht es vielen Vereinen in Bayern. Immer seltener finden sich Freiwillige für ein Ehrenamt, geschweige denn für ein Ehrenamt im Vereinsvorstand.

Horst Geiger hat das Amt als erster Vorsitzender des Basketballvereins schon 2015 abgelegt. "Das war mit einem Jahr Vorlauf angekündigt, und trotzdem hat sich zunächst niemand gemeldet", sagt er. Mehrere Monate wurde der Verein kommissarisch geführt, bis sich doch jemand fand. Nun wiederholte sich das Spiel. Diesmal war es Geiger, der nachgab und noch einmal kandidierte. "Mir liegt einfach viel am Verein", sagt er. Nun ist er also wieder im Vorstand. Einen zweiten Vorsitzenden hat der Verein immer noch nicht gefunden. "Mich wundert es nicht", sagt Geiger. "Wenn etwas passiert, haftet man mit seinem Privatvermögen." Das Risiko sei vielen zu hoch, ein Verein sei schließlich auch nichts anderes als ein kleines Unternehmen. "Außerdem macht die Politik es einem nicht einfacher", sagt er.

Gemeint ist damit, wie so oft, die Bürokratie. Eine Klage, die Eva Gottstein (FW) wöchentlich erreicht. Seit 2018 ist sie Ehrenamtsbeauftragte der Staatsregierung. "Was sich in Landsberg zeigt, ist nur die Spitze des Eisbergs", sagt sie. Das Ehrenamt insgesamt ist im Wandel, das sei kein Geheimnis. "Wir sind eine viel mobilere Gesellschaft als früher", sagt Gottstein. "Immer seltener leben wir unser ganzes Leben an einem Ort, immer seltener wollen wir uns auf Dauer binden." Das wirke sich auf das Ehrenamt aus.

Aktuelle Zahlen zum ehrenamtlichen Engagement in Bayern gibt es nicht, eine Statistik wird im Turnus von sechs Jahren erstellt. Die nächste wird erst im kommenden Jahr veröffentlicht. In der Statistik 2014 zeigt sich allerdings ein unerwarteter Trend. Die Anzahl der Personen, die sich ehrenamtlich engagieren, steigt moderat - und das schon seit den 90er-Jahren. Gesunken ist laut der Studie allerdings die Anzahl der Stunden, die Freiwillige pro Woche für ihr Ehrenamt aufwenden. Zeit spiele beim Thema Ehrenamt eine großes Rolle, sagt auch Eva Gottstein. "Mittlerweile sind wir beruflich viel stärker eingespannt." Die Zukunft des Ehrenamts entwickle sich viel mehr in Richtung kurzer Projekte. "Aktionen mit einem klaren Anfang, aber auch einem klaren Ende wie die 72 Stunden-Aufräum-Aktion werden immer beliebter."

In Projekten denken - ein Trend, den auch der Bayerische Landessportverband (BLSV) erkannt hat. "Das muss aber nicht nur negativ sein", sagt Udo Egleder. "Auch bei längeren Großprojekten wie beim Bau eines Vereinsheims funktioniert das Prinzip." Der Knackpunkt sei allerdings das dauerhafte Engagement. Dabei hake es immer mehr. "Von den Problemen, wie sie die DJK Landsberg hat, hören wir immer wieder", sagt Egleder. "Die Vorstandsarbeit erfordert natürlich noch mal mehr Zeit, Einsatz und Verantwortung." Wichtig sei da die Anerkennung im Verein selbst, aber auch seitens der Politik. "Anerkennung ist schön und gut", sagt Horst Geiger dazu, "aber ob nun irgendein Politiker in einer Festtagsrede einmal danke sagt, ist mir dann auch gleich." So lange die Bürokratie nicht schlanker und die Steine im Weg weniger würden, werde die Suche nach Freiwilligen nicht einfacher, sagt Geiger.

Die DJK Landberg immerhin hat sich für die nächsten Jahre gerettet. Ein oder zwei Amtszeiten will Geiger noch machen. Dann ist Schluss. Seine Aufgabe für die nächsten Jahre: Nachfolger heranziehen und junge Menschen für das Vereinsleben motivieren. "Unser Vereinswesen ist etwas, auf das wir stolz sein können und das wir bewahren müssen", sagt er. Eigenmotivation und Euphorie seien der Schlüssel, sagt Horst Geiger. "Aber alle Probleme können wir damit nicht ausgleichen."

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