Vergangene Verbrenner:Alte Tankstelle wird unter Denkmalschutz gestellt

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Eine ehemalige Tankstelle in Partenkirchen ist einer der jüngsten Neuzugänge auf der bayerischen Denkmalliste. (Foto: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege)

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat eine Tankstelle aus den Fünfzigerjahren in seine Denkmalliste aufgenommen. Benzin gibt es dort schon lange keines mehr.

Glosse von Matthias Köpf, Garmisch-Partenkirchen

Ein Denkmal, und sei es noch so neu, erinnert immer irgendwie an Vergangenes. Ohne Vergangenes wäre es ja auch schwer mit dem Erinnern. Der Denkmalschutz dagegen ist eigentlich der Zukunft zugewandt, denn erhalten werden soll so ein Denkmal ja nicht für vorgestern. In diesem Sinn hat das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege zuletzt jedenfalls eine ehemalige Tankstelle in Garmisch-Partenkirchen auf seine Denkmalliste gesetzt, wie es nun im Rückblick auf die Neuzugänge des Jahres 2024 mitgeteilt hat. Und obwohl gewisse Wahlkämpfer gerade auf der Suche nach dem Rückwärtsgang im politischen Getriebe rühren: Vielleicht könnte das frisch gelistete Denkmal auch eine Erinnerung daran sein, dass es bald der Vergangenheit angehören wird, mit dem Auto fossile Energien zu verfahren.

Vor 70 Jahren hatte das Verbrenner-Fahren jedenfalls noch mehr Zukunft – schon weil damals noch nicht ganz so viel Erdöl verfeuert war. Vom „Aufschwung der 1950er-Jahre“ und von der „aufkommenden Reiselust der wachsenden Autonation Deutschland“ zeugt die ehemalige Tankstelle im Ortsteil Partenkirchen nach Angaben des Landesamts. Mit ihrem „eleganten Flugdach und der zeittypischen Pilzstütze“ stehe sie für „die moderne, amerikanisch geprägte automobile Architektursprache“ jener Jahre. Sie tut das vor allem deswegen, weil sie schon lange keine Tankstelle mehr ist. „Denn die zügige Entwicklung des Autoverkehrs und die stetigen Infrastrukturerweiterungen haben zum Verlust oder zu starker Überformung der meisten Bauten geführt“, begründet das Amt den „Seltenheitswert“ des Denkmals.

Dass das alles überformende Zeitalter des Normalbenzins womöglich langsam museumsreif wird, zeigt sich auch ein paar Kilometer nördlich von Garmisch-Partenkirchen an der Glentleiten. Im dortigen Freilichtmuseum gibt es seit ein paar Jahren auch eine Tankstelle aus den Fünfzigerjahren. Die stand vorher in Brem im Landkreis Traunstein direkt an der B 305, war dort aber auch schon seit Mitte der Achtziger außer Betrieb.

Dabei schadet es Baudenkmälern keineswegs, wenn sie genutzt werden. Für Nürnberg zum Beispiel listet das Landesamt zwei denkmalgeschützte Tankstellen auf. Eine davon ist noch in Betrieb. Sie wurde 2023 renoviert. Unter dem denkmalgeschützten Spannbetondach von 1958 stehen jetzt vier elektrische Ladesäulen.

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