Verbraucherschutz:Hygienemängel in Wurstfabrik: Behörden sollen bei Kontrollen geschlampt haben

  • Die Verbraucherorganisation Foodwatch wirft der bayerischen Staatsregierung schwere Versäumnisse bei den Lebensmittelkontrollen vor.
  • In der Wurstfabrik "Landsberger Wurstspezialitäten" in Landsberg am Lech hätten laut Foodwatch über Monate hinweg ekelerregende Zustände geherrscht.
  • Der frühere Chef des Bundesverbands der Lebensmittelkontrolleure, Martin Müller, stufte die Verstöße als gravierend ein und sprach von einem Betriebs- und Behördenversagen.

Von Christian Sebald

Die Verbraucherorganisation Foodwatch wirft der Staatsregierung erneut schwere Versäumnisse bei den Lebensmittelkontrollen vor. Anlass sind verdreckte und ekelerregende Zustände, die laut Foodwatch über Monate hinweg in der Wurstfabrik "Landsberger Wurstspezialitäten" in Landsberg am Lech geherrscht hätten. Obwohl die Lebensmittelkontrolleure am Landratsamt Landsberg davon gewusst hätten, habe die Behörde die Verbraucher nicht informiert, sagte Foodwatch-Sprecher Johannes Heeg.

Ministerpräsident Markus Söder habe offenbar nichts aus den zurückliegenden Hygieneskandalen in Bayern gelernt. Der Fleischkonzern Tönnies, zu dem die Fabrik gehört, wies die Vorwürfe zurück. "Sie sind eindeutig falsch", sagte ein Sprecher. "Aber um öffentliches Aufsehen zu erregen, werden diese Falschbehauptungen trotzdem erhoben. Das ist ungeheuerlich."

Foodwatch bezieht sich auf amtliche Kontrollberichte, welche die Verbraucherorganisation hat am Donnerstag ins Internet gestellt hat. Danach haben Kontrolleure bei 41 Überprüfungen zwischen Oktober 2017 und Februar 2018 immer wieder Verstöße gegen die Hygienevorschriften festgestellt. Als Beispiele führt Foodwatch Schmutzpartikel in der Weißwurstlake, verdreckte Maschinen und Pfützen mit stinkendem Wasser an. Noch im Februar 2018 habe ein Kontrolleur "schwere Mängel in der Handhabung der Basishygiene" vermerkt. Der frühere Chef des Bundesverbands der Lebensmittelkontrolleure, Martin Müller, stufte die Verstöße als gravierend ein und sprach von einem Betriebs- und Behördenversagen.

Laut Foodwatch sollte die Kontrolle der "Landsberger Wurstspezialitäten" längst in die Hoheit der Bayerischen Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen fallen. Sie ist seit Januar 2018 für 600 große Lebensmittelbetriebe im Freistaat zuständig. Laut Foodwatch hat "Landsberger Wurstspezialitäten" Einspruch gegen den Zuständigkeitswechsel erhoben und wird weiter vom Landratsamt Landsberg kontrolliert.

Für Foodwatch setzt dies "dem Ekel-Skandal die Krone auf". Das Landratsamt kündigte für Freitag eine Stellungnahme an. Tönnies erklärte, man habe die Fabrik im Oktober 2017 aus einer Insolvenz übernommen und seither umgebaut und verbessert. Dabei habe man einzelne Beanstandungen berücksichtigt und behoben und sicher gestellt, dass diese dauerhaft ausgeschlossen werden können.

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