US-Armee:Kaum Unruhe in Grafenwöhr

Bürgermeister nennt Diskussion über Truppenabzug "ärgerlich"

In der Debatte um einen möglichen Abzug von US-Truppen aus Deutschland, zeigt sich Ministerpräsident Markus Söder (CSU) beunruhigt. Sollte es tatsächlich dazu kommen, wäre dies "sehr, sehr schade und kein großer Vertrauensbeweis für die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den USA", sagte er am Montag im "Morning Briefing" des Journalisten Gabor Steingart.

Der Bürgermeister von Grafenwöhr, Edgar Knobloch (CSU), findet die wiederkehrende Diskussion um einen möglichen Teilabzug der US-Truppen aus Deutschland "ärgerlich". Der Kommunalpolitiker geht nicht davon aus, dass US-Präsident Donald Trump seine Drohung wahr macht. Grafenwöhr im Oberpfälzer Landkreis Neustadt an der Waldnaab gilt als europaweit größter Standort der US-Armee. Söder hält es angesichts der gemeinsamen Werte und Vergangenheit sowie der "eigentlich sehr engen und guten Sicherheitspartnerschaft" für angemessen, wenn beide Seiten über solche Fragen "im Vertrauen sprechen" und Deutschland es nicht über die Medien erfahre. Trump plant nach Medienberichten einen drastischen Abbau der US-Truppen in Deutschland um 9500 Soldaten. Söder betonte, er selbst und auch die Bundesregierung hätten bislang keine offiziellen Informationen. "Es wird viel spekuliert, jetzt warten wir mal ab", sagte er. Über den Abzug von US-Soldaten sei immer wieder spekuliert worden, dies würde er sehr bedauern. Eigentlich gebe es ja ein sehr gutes Miteinander. Dies sagte auch Grafenwöhrs Bürgermeister. Für die 6500-Einwohner-Stadt würde ein Abzug einen großen Verlust bedeuten. Die amerikanischen Soldaten seien gesellschaftlich in der Region fest verwurzelt; der Standort sei zudem ein enormer Wirtschaftsfaktor und wichtiger Arbeitgeber auch für Einheimische. Die US-Armee habe zuletzt viel investiert, technisch gesehen sei es der modernste Standort weltweit, sagte Knobloch und berief sich auf das US-Militär. Allein an den Oberpfälzer Standorten Grafenwöhr und Vilseck (Landkreis Amberg-Sulzbach) sind nach US-Angaben etwa 10 000 Armeeangehörige stationiert.

Im mittelfränkischen Ansbach sieht hingegen eine Bürgerinitiative einen möglichen Truppenabzug vom dortigen Standort Katterbach offenbar sehr positiv. Ein Sprecher der Initiative sagte am Montag dem Online-Nachrichtenportal des Bayerischen Rundfunks, es lägen bereits Pläne für eine Erweiterung der Hochschule auf dem US-Stützpunkt vor, auch gäbe es Platz für bezahlbaren Wohnraum auf dem Gelände. Ansbachs Oberbürgermeister Thomas Deffner (CSU) wolle sich den Angaben zufolge dazu zunächst nicht äußern.

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