Urteil wegen Betrug:Ex-Ministerialrat muss hinter Gitter

Sie sei aus einem italienischen Adelsgeschlecht und die mafiöse Verwandtschaft brauche ständig Geld: Mit dieser Räuberpistole hat ein Ex-Ministerialrat zusammen mit seiner Adoptivtochter einen wohlhabenden Rechtsanwalt ausgenommen. Jetzt ist das Urteil gefallen.

Wegen besonders schweren Betrugs und falscher Verdächtigung hat das Münchner Landgericht am Freitag einen pensionierten Ministerialrat der Staatskanzlei zu knapp vier Jahren Haft verurteilt.

Das Verfahren gegen seine ebenfalls angeklagte Adoptivtochter war wegen gesundheitlicher Probleme der Frau abgetrennt worden. Gegen sie soll frühestens im November verhandelt werden.

Von 2007 an sollen der Ministerialrat und seine Adoptivtochter über Jahre hinweg einen Wirtschaftsanwalt nach Strich und Faden ausgenommen haben. Den wohlhabenden Ehemann der Frau hatten die beiden bei Parship.de im Internet gezielt ausgesucht und dann um fast drei Millionen Euro betrogen.

Die Frau hattes sich unter anderem als italienische Prinzessin ausgegeben und ihren Mann eingeschüchtert - mit erfundenen Geschichten über ihren gefährlichen Großonkel, einen angeblichen Mafiaboss ein.

Schon beim ersten Treffen im City Hilton erzählte Maria F. ihrem Verehrer eine Räuberpistole nach der anderen. So soll sie sich als "mütterlicherseits aus dem italienischen Geschlecht di Fontanelli" abstammend vorgestellt und diesen Familienzweig als recht jähzornig beschrieben haben. Thomas S. ließ sich davon nicht abschrecken, er war der Frau vom ersten Augenblick an verfallen.

Ihn irritierte auch nicht, dass ihr Vater ständig um seine Adoptivtochter herumscharwenzelte und immer wieder Geld von ihm für die italienische Sippe forderte.

Der Anwalt überschrieb jedenfalls seine 2,15 Millionen Euro teure Wohnung in Schwabing nach der Hochzeit 2008 auf seine Frau, gab ihr außerdem 780.000 Euro in bar. Und immer dann, wenn der Herr Gemahl mit dem Geld nicht rüberkommen wollte, war der Adoptivpapa zur Stelle und drohte mit grimmigen italienischen Onkeln.

Der Rechtsanwalt, der damals rund 23.000 Euro brutto im Monat verdiente, musste sich am Ende massiv verschulden, um Prinzessin Maria zufriedenstellen zu können. Er ist inzwischen Hartz-IV-Empfänger.

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