Unwetter:"Der Orkan tobt": Hunderte Einsätze in Bayern

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Starker Wind ließ ein Baugerüst in Würzburg laut Feuerwehr kippen, verletzt wurde demnach niemand. Foto: Amt für Zivil- und Brandschutz/ Berufsfeuerwehr/dpa (Foto: dpa)

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München (dpa/lby) - Der erste Herbststurm des Jahres ist auch über Bayern hinweggefegt und hat vor allem in Franken zahlreiche Schäden angerichtet. Bäume stürzten auf Häuser und Bahngleise. Gegenstände flogen durch die Luft, Ziegelsteine wurden von Dächern gewirbelt, teils fiel der Strom aus. In den meisten Fällen ging es aber glimpflich aus.

Das Tief sorgte für Zugausfälle und Streckensperrungen. Größere Probleme gab es unter anderem auf der ICE-Strecke zwischen Würzburg und Nürnberg, wie eine Sprecherin der Bahn sagte. Züge wurden dort umgeleitet, außerdem gab es viele Verspätungen. In München fuhren den Angaben zufolge keine S-Bahnen der Linie 3 zwischen Pasing und Olching. Später wurde auch die Strecke der S1, die zum Flughafen fährt, gesperrt. Die Länderbahn stellte ihren Betrieb in Nordbayern komplett ein.

Die Rettungskräfte wurden zu Hunderten Einsätzen gerufen - meistens handelte es sich um entwurzelte oder umgeknickte Bäume. In Burgkunstadt krachte ein Baum auf ein Haus. Ersten Erkenntnissen der Polizei zufolge ist das Gebäude nicht mehr bewohnbar. Verletzt wurde niemand. Die Münchner Feuerwehr verbuchte rund 80 Einsätze mit ihren Fahrzeugen, wie sie am Abend mitteilte. Auch hier hielten vor allem abgebrochene Äste die Einsatzkräfte auf Trab. Im Stadtteil Bogenhausen stürzte ein morscher Baum quer über die Johanneskirchner Straße, riss eine oberirdische Hausversorgungsleitung ab und beschädigte ein Auto.

Das Sturmtief "Hendrik" führte in Bayern auch zu Stromausfällen - am Morgen in Franken, mittags dann in der Oberpfalz, Nieder- und Oberbayern. "Gegen 13.00 Uhr waren rund 10 000 Haushalte im Bayernwerk-Netzgebiet von Stromausfällen betroffen", teilte die EON-Tochter am Abend mit. Ursache seien oft entwurzelte Bäume oder Äste gewesen, die in die Mittelspannungs-Freileitungen fielen. Die Versorgung "konnte in den meisten Fällen sehr zügig wiederhergestellt werden", teilte Bayernwerk mit. "Am späten Nachmittag hat sich die Lage stark beruhigt."

In Lichtenfels flog ein Trampolin durch die Luft und landete auf einem Auto. "Der Orkan tobt gerade über dem Landkreis Lichtenfels", schrieb Landrat Christian Meißner (CSU) auf Facebook. Rund 260 Einsatzkräfte würden helfen.

Im Hofer Zoo stürzte ein großer Ast auf das Luchsgehege. Die zwei Luchse wurden vorübergehend in einem Trainings-Gehege untergebracht. In Nürnberg fiel ein Baum in ein Klärwerk.

Auf der Autobahn 7 kippten zwei Lastwagen durch die starken Windböen um. Der eine Unfall ereignete sich bei Rothenburg ob der Tauber in Mittelfranken. Der Fahrer blieb unverletzt. Die Autobahn war in dem Bereich voll gesperrt. Der andere Lastwagen wurde bei Estenfeld (Landkreis Würzburg) umgeweht. Der 32 Jahre alte Fahrer wurde durch die Windschutzscheibe leicht verletzt geborgen. Während der Unfallaufnahme wurden 54 Menschen von der Polizei angezeigt, die mit ihrem Handy die Rettung des verletzten Fahrers filmten.

In Bad Brückenau (Landkreis Bad Kissingen) hielt der Zunftbaum des Handwerks dem Sturm nicht stand und fiel um. Der Stamm habe quer auf dem Marktplatz gelegen, schilderte ein Polizeisprecher. Glücklicherweise sei der Platz zu der frühen Uhrzeit menschenleer gewesen.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte am Donnerstagmorgen vor Sturmböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 90 Kilometern pro Stunde. Gegen Mittag ließ der Wind vielerorts aber bereits deutlich nach. Der DWD hob alle Unwetterwarnungen am Nachmittag auf. Für Freitag war ruhigeres Wetter angesagt mit starken Böen nördlich der Donau.

© dpa-infocom, dpa:211021-99-676820/8

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