Unwetter:Tornado deckt Hausdächer ab

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Feuerwehrmänner reparieren in Ohausen bei Freystadt ein Dach, das durch eine Windhose beschädigt wurde. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

In Ohausen helfen alle Bewohner beim Aufräumen zusammen

Von Ralf Scharnitzky, Freystadt

Die gröbsten Schäden sind behoben, die etwa 100 Bewohner relativ entspannt. So schildert Rudolf Schiener am Sonntagmittag die Lage - gut 40 Stunden, nachdem ein Tornado am Freitagabend sekundenschnell durch den Freystädter Ortsteil Ohausen (Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz) gezogen war. Mehr als 20 Wohnhäuser, zahlreiche Ställe und Schuppen wurden beschädigt. Vor allem durch herumfliegende Dachziegel seien mehrere Fahrzeuge in Mitleidenschaft gezogen worden, teilte das Polizeipräsidium in Regensburg mit. In einem angrenzenden Wald wurden zahlreiche Bäume umgeknickt oder entwurzelt. Mehr als 100 Kräfte von Feuerwehr und Polizei waren im Einsatz. Die Polizei schätzte den Schaden auf mehrere Hunderttausend Euro. Verletzt wurde niemand.

"Da mussten wir nichts organisieren. Die Menschen unterstützten sich nach dem Tornado gegenseitig, die Nachbarschaftshilfe ist in einem so kleinen Bereich groß", berichtet Schiener, der stellvertretende Bürgermeister von Freystadt, in dem gut 8500 Einwohner leben. Der 65-Jährige war seit Freitagabend immer wieder in dem kleinen, landwirtschaftlich geprägten Ortsteil. Bereits in der Nacht zum Samstag seien die Schäden an den Dächern auch mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr soweit beseitigt oder ausgebessert worden, dass die Bewohner in ihren Häusern bleiben konnten. Auch die Dächer der Ställe waren soweit mit Planen abgedeckt, dass die Landwirte keine Tiere - vor allem Schweine und Rinder - umquartieren mussten.

Schiener glaubt allerdings, dass "es aber noch Wochen dauern wird, bis die Schäden wirklich restlos beseitigt sind". Er wohnt in einem nur wenige Kilometer entfernten Nachbarort, der ebenfalls zu Freystadt gehört: "Bei mir hat es am Freitagabend nicht mal geregnet - und hier hat der Wind in einer nur 100 Meter breiten Schneise an fast allen Häusern die Dachziegel abgedeckt." Für den Vizebürgermeister ist es ein "Glück im Unglück", dass der Tornado so schnell durch den Ort zog und darum niemand von herumfliegenden Teilen getroffen wurde: "Als die Bewohner aus den Häusern kamen, lagen die Dachziegel schon unten."

In weiten Teilen des Großraums Neumarkt waren am Freitagabend schwere Unwetter niedergegangen, zum Teil mit Hagel und Starkregen. Der Deutsche Wetterdienst hatte eine Unwetterwarnung herausgegeben. Erst vor zweieinhalb Wochen hatte ein Tornado in den schwäbischen Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg schwere Schäden angerichtet. Nach Angaben von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) entstand dort an mehr als 200 Gebäuden erheblicher Sachschaden, 30 waren ganz oder teilweise unbewohnbar. 600 Menschen waren betroffen. Der Gesamtschaden betrug schätzungsweise 40 Millionen Euro. Auch in Bützow in Mecklenburg-Vorpommern hatte ein Tornado Anfang Mai Millionenschäden angerichtet.

© SZ vom 01.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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