Unterfranken:Ermittler: Tod auf Haseltalbrücke war geplant

Ermittlungen nach Beziehungsdrama abgeschlossen

Ermittler der Polizei sichern auf der Haseltalbrücke Spuren.

(Foto: dpa)
  • Ein Mann hat sich von der Haseltalbrücke an der A 3 gestürzt, nachdem er seine Freundin in seinem Auto erstochen hatte.
  • Zeugen hatten der Polizei zunächst von einem Unfall auf der Brücke berichtet, der Mann war jedoch mit Absicht in das Brückengeländer gerast.

Von Olaf Przybilla, Bischbrunn

Für die Helfer muss es ein grausamer Anblick gewesen sein, als ein Mann vor ihren Augen ohne Vorwarnung von einer Autobahnbrücke in den Tod gesprungen ist. Die Ersthelfer auf der Brücke, die sich um den vermeintlich verunglückten Mann hatten kümmern wollen, fanden zudem eine tote Frau in einem dort stehenden Auto. Vier Monate nach dem Tod zweier Menschen steht nun fest, dass der 31-Jährige, der von der 70 Meter hohen Haseltalbrücke im Spessart gesprungen ist, die Frau im Auto zuvor umgebracht hatte.

Überdies gehen die Ermittler mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass der Mann ganz gezielt die Brücke angesteuert hatte, um dort die 26 Jahre alte Frau und auch sich selbst umzubringen. Die Ermittler haben keine Zweifel mehr daran, dass der Mann in der Absicht auf die A 3 gefahren ist, dort mit dem Auto das Brückengeländer zu durchbrechen und sich mit seiner Beifahrerin in den Tod zu stürzen.

Ganz genau haben die Ermittler den Tathergang nicht rekonstruieren können. Für die Staatsanwaltschaft Würzburg steht aber nun fest, dass es sich offenbar um eine Beziehungstat gehandelt hat, und der 31-Jährige mit Vorsatz handelte - seine Tat aber in Teilen anders geplant war. Augenzeugen hatten am 9. April die Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Unterfranken alarmiert und mitgeteilt, auf der Haseltalbrücke habe sich offenbar ein Unfall ereignet. Die Ersthelfer hatten in der Folge miterleben müssen, wie der Fahrer ausgestiegen und sich nach einem kurzen Wortgefecht mit den Ersthelfern von der Brücke in den Tod gestürzt hatte.

In seinem Wagen fanden die Zeugen und inzwischen eingetroffene Verkehrspolizisten eine leblose Frau. Die Polizei geht nun davon aus, dass der 31-Jährige sie erstochen hat, nachdem es ihm zuvor nicht gelungen war, mit dem Auto das Brückengeländer zu durchbrechen. Der Wagen war also wohl mit voller Absicht ins Geländer gesteuert worden. Was für die Helfer wie ein Unfall aussah, war ein gescheiterter Mordversuch.

Nach dem Versuch hatte der Mann seine ehemaligen Lebensgefährtin im demolierten Auto erstochen. Anschließend hatte er sich ebenfalls mithilfe eines Messers umzubringen versucht. Nachdem er sich erste Schnitte zugefügt hatte, eilten Ersthelfer herbei. Der Mann stieg aus, es kam zum Wortwechsel, danach stürzte er sich in die Tiefe. Die genauen Umstände beim Antritt der Fahrt konnten die Ermittler nicht mehr rekonstruieren. Die 26-Jährige hatte sich wenige Wochen vor der Tat von dem Mann getrennt, das dürfte das Motiv für die Tat gewesen sein, sagt Oberstaatsanwalt Boris Raufeisen. Die Ermittlungen hätten keine Hinweise darauf erbracht, dass sich die Tat zuvor für Dritte erkennbar angedeutet hatte. Damit wurden die Ermittlungen nun abgeschlossen.

Anmerkung der Redaktion: Wegen der wissenschaftlich belegten Nachahmerquote nach Selbsttötungen haben wir uns entschieden, in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche zu berichten, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Dann gestalten wir die Berichterstattung bewusst zurückhaltend und verzichten, wo es möglich ist, auf Details. Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (http://www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: