Unter Bayern:Sonne, Suff, Stress - alles ganz normal

Endlich wieder Schlangen vor der Eisdiele - gut und seit Corona auch vor dem Metzger. Endlich wieder Sommer. Und endlich wieder Normalität. Wobei, was ist eigentlich heutzutage normal in Bayern?

Glosse von Deniz Aykanat

Die Sonne scheint, es schüttet nicht mehr alle 30 Minuten, die Temperaturen steigen. Man begegnet wieder mehr Menschen und sie haben Sonnenbrand. Es sieht ganz so aus, als wäre der Sommer in Bayern doch noch in die Gänge gekommen.

Über das Wetter herzuziehen, war in den vergangenen Wochen ja mindestens ein Halbtagsjob. In der anderen Hälfte lässt sich darüber sinnieren, woran sich erkennen lässt, dass die Pandemie vorüber ist und wir unser sogenanntes normales Leben wieder haben.

Apropos verlorene Lebenszeit. Es ist Sommer und Schlangen bilden sich endlich vor den Eisdielen. Das ist einerseits so nervtötend normal, dass man an der besten Eisdiele Regensburgs bis zum Stadttheater anstehen muss. Da man inzwischen aber überall Abstand hält, sind Schlangen nicht mehr nur vor Eisdielen Normalität, sondern auch vor Metzgern. Man steht nicht mehr nur für hippes Salzkaramelleis an, sondern auch für Nackensteaks und 150 Gramm Aufschnitt. Nennt man neu-bayerisch: The new normal.

Aber was ist schon normal? Oder normal in Bayern?

Nach dem vergangene Wochenende zum Beispiel häuften sich die Meldungen über feierndes Partyvolk, das von Regensburg bis Weiden in der Oberpfalz und auch sonst im Freistaat in diversen hübschen Altstädten randalierte oder zumindest verbotenerweise trinkend zusammenkam. Bei warmem Wetter draußen besoffen pöbeln - hört sich total nach 2019 an. Und nach allen Jahren davor. Die Kommunen fragen sich trotzdem zu Recht, wie sie den Jungen beikommen sollen, die nicht nur ihr Pensum an Randale 2021 erfüllen müssen, sondern auch das von 2020 nachholen wollen. Andererseits: Dafür fielen und fallen durch die beiden Wiesn-Absagen in München, die fehlenden Gäubodenfeste, die brachliegenden Dultplätze massenhaft Pöbeleien im Suff und Zusammenkünfte im Angesicht des Bierkonsums ersatzlos aus.

Man könnte den jungen Feierwütigen also eventuell zugutehalten, dass sie nur das kosmische bayerische Gleichgewicht herstellen wollen, ergo: Normalität!

So oder so, insgesamt kann man sagen: Übers Wetter jammern und über die Jugend von heute schimpfen - da ist es wieder, das normale Leben.

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