Unter Bayern:Mit Dürer in die Staatskanzlei

Markus Söder scheint gerade jedes Mittel recht, wenn es nur seinem großen Ziel dient

Von Franz Kotteder

Bier ist derzeit in aller Munde", verlautete es dieser Tage aus dem bayerischen Landwirtschaftsministerium in Form einer Presseerklärung. Wir wollen mal hoffen, dass man dort nicht deshalb auf dieses schöne Bild gekommen ist, weil Minister Helmut Brunner und sein Pressesprecher momentan nur noch Bier im Kopf haben. In anderen Ressorts der Staatsregierung hat man zum Beispiel auch noch die eigene Karriere im Kopf, selbst beim Bier. Der Finanzminister etwa schien beim Maibockanstich so von sich selbst und seinem Machtanspruch besoffen zu sein, dass er gar keinen Bock mehr brauchte.

Tatsächlich ist Bier für Markus Söder sonst ja gar kein Thema. Zurzeit geht es ihm vor allem um Flüchtlinge. Die erwähnt er, wo er nur kann, und immer im Zusammenhang mit Dingen, die nichts damit zu tun haben, aber für die jeweilige Zielgruppe unerfreulich sind. Sei es der Mindestlohn bei den Unternehmern oder Sozialausgaben, die man sich leisten könnte, "wenn wir diese Herausforderungen nicht gehabt hätten" - nämlich die Herausforderung, Flüchtlinge aufzunehmen. Hängen bleibt, ohne es auszusprechen: Der Flüchtling ist schuld an allem, was nicht passt in diesem Land. Stellenweise hat man das Gefühl, man befinde sich in einem AfD-Lookalike-Contest, wenn man Söder zuhört. Bei seinem zukünftigen Amtsvorgänger (wie Söder es gerne hätte) gibt es auch solche Momente, aber derzeit hält er sich ein wenig zurück. Vielleicht wird ihm ja langsam ein bisschen unheimlich, wie die Dinge sich entwickeln in Ländern, wo große Parteien gegen Flüchtlinge hetzen. Und die Steigerungsform von Hofer möchte Seehofer ja hoffentlich doch nicht werden.

Was Söder werden will, weiß man zur Genüge. Was er mal war, auch. Gerade eben hat er in den sozialen Medien wieder ein Jugendfoto gepostet, von 1986, als er in Nürnberg auf dem Dürer-Gymnasium sein Abitur machte. Man sieht einen feschen fränkischen Latin Lover in einem Hemd, auf dem ein Dürer-Holzschnitt abgedruckt ist. Da überlegt man kurz, was man damals so alles mit Typen anstellte, die überm Bett ein Strauß-Poster hängen hatten und Hemden trugen, die zum Namen ihrer Schule passten.

Es war vielleicht doch nicht alles schlecht in den Achtzigerjahren.

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