Markus Söders Spin-Doktoren:Strategie am Limit

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Ungekrönter Tanzkönig: Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, besucht während seiner Reise nach Schweden das ABBA-Museum. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Neues aus der Staatskanzlei: Klare Kante und ein paar menschliche Züge sollen es richten.

Glosse von Franz Kotteder

Mit Gendern und Kiffen ist kein Staat zu machen, so viel ist klar. Ministerpräsident Markus Söder hat hier bereits klare Grenzen gesetzt. Wie nun durchsickerte, raten seine Spin-Doktoren in der Staatskanzlei aber zu einer zweigleisigen Strategie: klare Kante auf der einen Seite, menschliche Züge andererseits. Letzteres dürfte für das jüngste Foto aus China verantwortlich sein, auf dem Söder einen Stofftier-Panda küsst. Wirkt menschlich, hat aber seine Tücken, denn der Kontrast ist augenfällig. Im Vergleich mit einem süßen Panda ist nahezu jeder Mensch hässlich. Selbst der Söder. Es ist kompliziert.

Auch erste Tiktok-Testreihen in Schweden mit einem tanzenden Söder zu Abbas "Dancing Queen" verliefen unbefriedigend; niemand forderte ihn dazu auf, wenn schon nicht Tanzkönig, so doch wenigstens Bundeskanzler zu werden. Mit am besten, so die Spezialisten, lief bisher die weitgehend sinnfreie Symbolpolitik zu Themen, die nur jene aufregt, die ohnehin nicht CSU wählen, bei allen anderen aber auf Zustimmung stößt. Der Kreuz-Erlass hat da gut funktioniert, auch das Gender-Verbot.

In diese Richtung möchte man weiterdenken. Dem in letzter Zeit etwas unterbewerteten Hashtag #soederisst ließe sich neuer Schwung verleihen durch eine Verpflegungsverordnung, die Gaststätten anweist, Nürnberger Rostbratwürste, Münchner Weißwürste und Augsburger Zwetschgendatschi jederzeit vorzuhalten. Und zwar von der Boazn bis zum Drei-Sterne-Restaurant. "Es geht hier schließlich um ein klares Bekenntnis zur Bier- und Leberkäs-Etage", so Söder in Anspielung auf ein Bonmot von Franz Josef Strauß.

Zu erwägen wäre außerdem eine Verordnung, die Steh-Bieseln in öffentlichen Toilettenanlagen zwingend vorschreibt. Man könne sich schließlich nicht "von irgendwelchen woken, grünen Handarbeitslehrerinnen etwas verbieten lassen", was man immer schon so gemacht habe. Analog dazu wäre an eine Anpassung der Straßenverkehrsordnung zu denken, die den Fahrern von in Bayern produzierten Autos das Blinken beim Abbiegen erlässt. "Das ist nur eine Anpassung an die Realität", so Söder, "ein BMW-Fahrer blinkt schließlich nicht." Setze man das Prinzip: "Hamma immer schon so gmacht!", nur konsequent genug um, sollte das wieder zu einer absoluten Mehrheit für die CSU führen.

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