Unter Bayern:Leberkäs mit Glamour

Besonders glanzvoll geht es in der bayerischen Politik nicht zu, das macht aber nichts, immerhin stammt auch der Ministerpräsident aus der Leberkäs-Etage. Sagt er selbst. Diese Woche allerdings, da hätte man beinahe meinen können, dass der Glamour zurückkehrt. Beinahe

Kolumne von Katja Auer

Glamourös ist die bayerische Politik wahrlich nicht, das gilt ehrlicherweise über die Politik hinaus für ganz Bayern, und das bisschen Münchner Schickeria reißt das nicht raus. Macht ja nichts, auch der neue Ministerpräsident entstammt der Leberkäs-Etage, wie er das nennt. Gegen einen ordentlichen Leberkäs ist überhaupt nichts einzuwenden, an den vom Metzger Liebold in Bamberg sei da beispielsweise gedacht, originalgetreu eingezwickt in ein Kümmel-Brödla. Oder den Ostheimer Leberkäs, der kalt und mit Essiggurke gegessen wird, und eigentlich kein Fleischkäse ist, sondern eine Terrine.

Über den Leberkäs herrscht ein großer Konsens in Bayern, deswegen hat wohl Karl-Theodor zu Guttenberg bei seinem Einstand als CSU-Generalsekretär vor zehn Jahren in der Parteizentrale ebenfalls einen solchen spendiert, vielleicht um zu beweisen, dass er sich in dieser Etage durchaus zu bewegen weiß, wenngleich er ihr selbst nicht angehört. Ein Umstand, der den Leberkäs-Etagenbewohnern ganz vorzüglich zu gefallen schien, weil der Mann der Politik etwas Glanz verpasste, wie ein Löffelchen Kaviar auf der ewigen Brotzeitplatte.

Er hat sich nicht lang gehalten, das muss an dieser Stelle nicht aufgewärmt werden, und den Bayern blieb nichts anderes übrig, als die Prinzenhochzeiten anderswo zu schauen oder sich mit einem Foto des neuen Bundesaußenministers und seiner Schauspieler-Partnerin zu begnügen. Mehr Glamour war nicht. Bis der Leberkäs-Söder eine Wissenschaftsministerin berief, deren Biografie eher nach Canapés klingt. Ihr Name und der ihres Mannes zumindest tauchten in den Boulevardblättern bislang öfter auf als in der politischen Berichterstattung. Und dann kündigte die CSU gleich noch einen Coup an, höchst geheim, ein Neumitglied sollte vorgestellt werden. So eine Ansage, das musste ein Promi sein. Vielleicht sogar einer in der Liga von Superstar Kylie Minogue, mit der Generalsekretär Markus Blume jüngst nach einem Talkshow-Auftritt posierte. Noch mehr Glanz in der bayerischen Politik? Es war Tobias Thalhammer, bisher FDP-Politiker und als Toby z Monachium in Polen als Schnulzensänger erfolgreich. Doch kein Glamour. Auch die Polen sind eher für Wurst als für Kaviar bekannt.

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