Unter Bayern:Klare Ansagen

Was wann wie und warum überhaupt gilt - diese Fragen sollten eigentlich Politiker beantworten. Doch nicht immer kommt das Volk auf Anhieb da mit

Glosse von Franz Kotteder

Und siehe da, eine große Verwirrung erfasste das Bayernvolk, denn seine Regierung hatte eine neue Verordnung erlassen. Fünf Tage lang solle die Inzidenz unter 100 sein, dann wäre es erlaubt, einen Biergarten aufzusuchen. Nicht aber schon am sechsten Tage, denn da müsse eine jede Gemeinde ihre Allgemeinverfügung erlassen und sie dem Holetschek zeigen. Am siebten Tage aber sollst du ruhen, so steht es geschrieben in der Bibel. Erst am achten Tage dann mögest du endlich rufen: die Krüge hoch!

So jedenfalls läuft das gerade in weiten Teilen des Bayernlandes und in München, wo die Wirte sich schon freuten, am Montag wieder aufmachen zu können, weil ja dann die fünf Tage in Folge voll waren. Dann hieß es aber doch: Dienstag, und ein bisschen erstaunt war selbst die Stadtverwaltung, dass es letztlich erst an diesem Mittwoch so weit sein soll. In Weiden in der Oberpfalz, hört man, hat man aus Versehen die Gaststätten am Montag schon geöffnet, weil es dort an Experten für Gesetzestextexegese mangelte. Ja, das Gesundheitsministerium ist in seinen Verlautbarungen irgendwie schon nahe an den Prophezeiungen des Mühlhiasls, der im frühen 19. Jahrhundert raunte: "Wenn der silberne Fisch über den Wald kommt, steht's nimmer lang an ..." und: "Auf d'Letzt kimmt der Bankabräumer, eine Krankheit, die alle dahinrafft!"

Da freut man sich doch fast schon wieder, dass sich andere, wie der CSU-Generalsekretär Markus Blume, deutlich klarer ausdrücken. Seit CDU und CSU einen gemeinsamen Kanzlerkandidaten haben, macht er Wahlkampf für die anderen und erklärt eifrig, was ein Kandidat alles nicht machen sollte. Im Grunde sagt er damit: "Der Laschet ist ein Lalli, so einen wählt man nicht." Und die bayerische Bauministerin Kerstin Schreyer (CSU) sagte am Montag ganz offen, was sie vom eben erst im Bundestag beschlossenen Mieterschutz durch Umwandlungsverbot hält: gar nichts. Sie will das Gesetz nun blockieren, wegen "Eingriffs ins Eigentum". Da fehlt nicht mehr viel zum Bekenntnis: Mieter sollen w as anderes wählen, die Spekulationsgewinner sind unsere Klientel! Das hätte man schon aus den Provisionsempfängern diverser Maskendeals schließen können. Aber da gibt sich die CSU nach wie vor etwas gschamig.

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