Unter Bayern:Großer Steuermann Ai Wang-Wei

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Hubert Aiwangers Reise nach China bietet ihm ungeahnte Karrieremöglichkeiten. Die KP ernennt ihn zum Minister für Jagd, Fischerei und Stichwaffen. Doch so leicht lässt sich der Niederbayer nicht einwickeln

Kolumne von Roman Deininger

Peking, 8. November. Der Nationale Volkskongress hat am Freitag in Peking Hubert Aiwanger einstimmig als neuen chinesischen Staatsminister für Jagd, Fischerei und Stichwaffen bestätigt. Aiwanger, bisher Wirtschaftsminister im Freistaat Bayern, bedankte sich bei den Abgeordneten des Volkskongresses für das enorme Vertrauen: "Wenn es der Sache dient, bin ich mindestens so gerne in China wie zu Hause auf dem Sofa."

Der chinesische Staatspräsident Xi Jingping sagte, die Berufung "des Freundes Ai Wang-Wei" sei für die Volksrepublik "ein großer Sprung nach vorn". Xi Jingping verlieh Ai Wang-Wei mit seinem Amt auch den Ehrentitel "Großer Steuermann". Über die Nachrichtenagentur Xinhua teilte Ai Wang-Wei mit: "Das war ich ja schon bei den Freien Wählern. Aber vielleicht sagen wir einfach Kaiser von China." Er lege jedenfalls keinen Wert darauf, der "Stiefelknecht der KP" zu sein: "Wenn, dann gebe ich ihnen die Sporen."

Aiwanger war bei einer Delegationsreise nach China in kürzester Zeit zum Helden der dortigen Landbevölkerung aufgestiegen, weil er unter anderem die Agrarpolitik der "Salonkommunisten in Peking" kritisierte: "Die haben häufig noch nie eine echte Sau gesehen, höchstens ein Marzipanschweinchen." Bei einer Rede in einem Festzelt in der Provinz Guangdon griff Aiwanger die KP für ihren "Extremismus" bei Klima- und Tierschutz an: "Ist man ein Klimakiller, weil man zum Reis eine Bratwurst isst? Sollen denn alle nur noch Gras essen?" Chinesisches Rindfleisch sei besser "als dieses Importzeugs aus der EU". Ein Video mit dem Ai-Wang-Wei-Spruch "Wenn es nach denen in Peking geht, muss selbst der Hund vegane Wurst fressen" wurde im sozialen Netzwerk Weibo 1,1 Milliarden Mal geteilt.

Beobachter bezweifeln inzwischen, dass der Versuch Xi Jingpings aufgeht, den Kritiker Ai Wang-Wei durch Einbindung kaltzustellen. "Der Große Steuermann erzählt in Peking das eine und in Changchun was ganz anderes", so ein irritiertes KP-Mitglied. Noch an diesem Samstag will Ai Wang-Wei seine alte Heimat Rahstorf besuchen, wo von 2020 an die Neue Seidenstraße enden soll.

© SZ vom 09.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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