Pfarrer gibt Amt auf:Runter mit dem Kreuz

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Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat kein Problem mit dem Kreuz - im Gegenteil. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Es kommt schon mal vor, dass Leute einen Beruf ergreifen, von dem sie nicht vollends überzeugt sind. Problematisch wird’s, wenn es um Berufung geht.

Kolumne von Katja Auer

Es kommt vor, dass Menschen Jobs tun müssen, von denen sie nicht so recht überzeugt sind. Wenn der Bauernsohn den Hof übernimmt, obwohl er lieber Graffiti-Künstler in Berlin geworden wäre. Oder die Tochter ins elterliche Haushaltswaren-Geschäft einsteigt, sich aber selbst als Zahnärztin gesehen hätte.

Schlimm wird’s, wenn sich eine Metzgereifachverkäuferin vegan ernährt und es die arme Frau schon graust, wenn sie den Bierschinken aufschneiden soll und es sie richtig hebt, wenn jemand Innereien für ein saures Lüngerl bestellt. Und wenn der Musiker so gerne Jazz spielen würden, aber alle immer die abgenudelten Schlager hören wollen.

Auch in der Politik kommt so was vor. Da sitzen seit einiger Zeit Leute im Parlament, die den Staat verachten und das Land in finstere Zeiten zurückversetzen wollen, sich aber als Demokraten tarnen müssen. Ein scheinheiliges Vorhaben, das allerdings auch nur mäßig gut gelingt.

Im Kabinett ist es schon vorgekommen, dass sich einer gut als Landwirtschaftsminister geeignet hätte und dann zum Kultusstaatssekretär wurde, weil es der Regionalproporz und der Ministerpräsident so wollten. Da gab es Kandidatinnen aus dem Berufsleben, die sich dann doch nicht für den Politikbetrieb eigneten und solche aus ebenjenem, die dann doch entnervt aufgaben. Und natürlich all die vielen, die gar nix wurden, obwohl sie sich gleich mehrfach geeignet wähnten.

Sogar einen Ministerpräsidenten soll es geben, der lieber Kanzler wäre und nun doch weitermachen muss als Landesvater. Da ist freilich eins der nicht ganz so tragischen Schicksale, kein Vergleich zu dem jenes Pfarrers, der nicht an Jesus glaubt.

Ja, tatsächlich ist ein katholischer Geistlicher aus dem Bistum Augsburg offenbar zu dem Schluss gekommen, dass Jesus zwar eine historische Figur, nicht aber der Sohn Gottes sein könne. Glaubt er nicht. Also hat er die Kreuze abgehängt (das hat er vermutlich nicht mit besagtem Landesvater abgesprochen, der Kreuze lieber aufhängt, allerdings fällt das auch gar nicht in dessen Zuständigkeit). Das mit den Fürbitten gefällt ihm auch nicht, erzählte er der Plattform katholisch.de, schließlich sei das so, als ob er dem lieben Gott am Sonntag seine Aufgaben zuteile.

Das ist deutlich schwerwiegender, als wenn ein Schuhverkäufer die Modelle nicht besonders mag, die er anbieten soll. Der Pfarrer will deswegen sein Amt aufgeben. Und auch gleich aus der Kirche austreten. Man stelle sich nur vor, es wären alle so konsequent.

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