Das sollte sich nicht zulasten der beruflichen Karriere der Partnerin oder des Partners oder zulasten der Familie auswirken", sagte vor gut fünf Jahren zum offiziellen Auftakt des Netzwerks der damalige Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch. Initiiert wurde das Ganze schon 2011, vorangetrieben hatte die Idee der einstige Kanzler der Uni Erlangen-Nürnberg, Thomas Schöck.
Er wollte die Forschungslandschaft, die es im Norden Bayerns unbestritten gibt, sichtbar machen und auch nutzen; und nebenbei, wenngleich das nie so klar formuliert wurde, einen Kontrapunkt setzen zur attraktiven Wissenschaftsregion im Süden, dem Ballungsraum München mit mehreren Universitäten und Forschungseinrichtungen. Schöck forderte damals auch, "das Potenzial hoch qualifizierter Frauen nicht brachliegen zu lassen". In der Praxis gibt es freilich viele Fälle, wo die Ehemänner von Professorinnen gecoacht werden; aktuell betreut Eder das erste schwule Paar. Im Karriere-Service geht es keineswegs nur um Personal aus dem Ausland, im Fokus steht die Familienfreundlichkeit. Dass getrennte Wohnorte und Dauerpendeln nicht jeden glücklich machen, liegt auf der Hand.
Man mag gleich an das Klischee vom Professorenpaar denken - tatsächlich will mehr als die Hälfte der betreuten Partner in die freie Wirtschaft. Akademiker sind die Ehefrauen und Ehemänner fast immer; aber auch ein Koch wurde bei Eder schon mal vorstellig. Dann geht die Arbeit los, erster Schritt: Kompetenzen und Qualifikationen auflisten, Ziele definieren; danach geht es um Recherche. Welche Unternehmen kommen in Frage, welche Ausschreibungen gibt es?
Für gängige Branchen hat Eder Listen, für Biologie und Chemie zum Beispiel, mit Firmen von Cham bis Kronach. Auch Stellen in den eigenen Häusern kommen in Frage. Ergänzt wird das durch Coaching: Lebenslauf überarbeiten, Tipps für Einstellungsgespräche. Zaubern können die Netzwerker nicht, die Leute müssen selbst aktiv sein. "Im engen Austausch werden Ideen und Möglichkeiten geprüft, am Auftritt gefeilt, Kontakte hergestellt und somit die Chancen für einen erfolgreichen Neuanfang erhöht", sagt Eder. Julia Robinson, so erinnert sie sich, war "unglaublich aktiv".
Das Coaching habe ihr viel gebracht, meint die junge Britin. Schon der Lebenslauf sehe in England ganz anders aus, auch müsse man dort nicht wie in Deutschland alles durch Zeugnisse haarklein nachweisen. Gemeinsam suchten sie freie Stellen. Eine davon hatte Robinson zuvor selbst online entdeckt - aber geglaubt, sie sei nicht dafür qualifiziert. Nicht wissend, dass die besagte Kommunikationsagentur starkes Interesse an einer Englisch-Muttersprachlerin hat, für das internationale Geschäft. Yvonne Eder kannte die Personalerin, fragte nach, ermutigte Robinson - die eingestellt wurde und seitdem rundum zufrieden ist mit dem Job. Sie arbeitet an Werbemagazinen zum Beispiel für Konzerne mit.
Wirkt der Service nicht ein wenig wie Kungelei? Nein, stellt Eder klar, "eine Bewerbung mit unserer Hilfe erhöht im besten Fall die Aufmerksamkeit". In einem Begleitschreiben weist sie auf den Kontext hin "und dass wir hoch qualifizierte Paare in die Region holen". Aber ein Unternehmen müsse "natürlich nach der Bestenauslese vorgehen. Idealerweise erhält die von uns betreute Person die Einladung zum Vorstellungsgespräch und kann sich dann beweisen." Da hat Julia Robinson anscheinend einen überzeugenden Auftritt abgeliefert. Dass seine Freundin angekommen ist in Franken, sagt Joe Harris, sei auch ein Grund, warum aus geplanten zwei Jahren Postdoc-Forschung mehr wurden.
Dennoch, kommendes Jahr wird es das Paar wieder in die Heimat ziehen: Weil Postdoc-Jobs nie ewig laufen, weil sie ihre Familien vermissen; und weil Harris in die Wirtschaft wechselt - in die Forschung eines Unternehmens in Cambridge. Vielleicht kommen sie aber irgendwann zurück, für Deutschland haben die beiden nur Lob übrig. Harris schwärmt davon, dass hier "ein guter Platz für Wissenschaft" ist, führend in Europa; offenbar haben die Anstrengungen des vergangenen Jahrzehnts, allen voran die Exzellenzinitiative, etwas gebracht.
Willkommen fühlt sich das Paar auch; beigetragen habe dazu die Job-Beratung. "Ich hätte nie damit gerechnet, dass man so einen tollen Service bekommt", sagt Julia Robinson. "Und auch noch umsonst, in England müsste man für so etwas sicher viel bezahlen."