Unabhängigkeitsbewegung:Was Bayern und Katalanen gemeinsam haben

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Wahlplakat der Bayernpartei in München, 2014. (Foto: Stephan Rumpf)

Nicht nur in Katalonien, auch in Bayern gibt es Forderungen nach Unabhängigkeit. Sie sind die zweitgrößte politische Dummheit seit 200 Jahren.

Kolumne von Sebastian Beck

Außer dem Klimawandel und dem Atomkonflikt um Nordkorea gibt es derzeit wahrscheinlich keine drängendere Frage als die, wann Bayern endlich ein eigener Staat wird. Immerhin haben die Katalanen nicht nur eine Unabhängigkeitserklärung hingelegt, neuerdings können sie sogar eine Exilregierung in Brüssel vorweisen und daheim ein paar Minister in U-Haft. Das ist doch was. Übertragen auf Bayern ließen sich jetzt böswillige Witze reißen, aber Schluss mit der Ironie.

Schließlich gibt es gerade in Bayern ernsthafte Verfechter einer Unabhängigkeit, allen voran die Bayernpartei. Sie hat ihren Gesinnungsgenossen in Barcelona schon mal gratuliert und wünscht ihnen "von Herzen viel Kraft bei den großen Herausforderungen der Zukunft". In der Sezessionsfrage kann sich die weißblaue Mikropartei immerhin auf etwa ein Drittel der bayerischen Bevölkerung berufen. Zuletzt haben im Juni in einer Bild-Umfrage 32 Prozent dem Satz zugestimmt: "Mein Bundesland sollte unabhängig von Deutschland sein."

Da hört dann langsam der Spaß auf, vor allem wenn man sich die Aussagen anhört, die das BR-Magazin Quer von Passanten auf der Straße gesammelt hat: "Wir san was Besonderes" oder in Bezug auf den Länderfinanzausgleich: "Das Geld könnte man hier in Bayern auch ausgeben". So schlicht hatten auch die Anhänger eines EU-Austritts in Großbritanniens argumentiert, bevor sie merkten, in welch historisches Schlamassel sie sich gewählt haben. Aber mal im Ernst, ihr Oberpatrioten: Selbst wenn man der Meinung sein kann, dass der Beitritt Bayerns zum Deutschen Kaiserreich die größte Dummheit der vergangenen 200 Jahre war, so wäre ein Austritt aus der Bundesrepublik die zweigrößte Dummheit, mindestens.

Schon jetzt garantiert das Grundgesetz Bayern weitreichende Rechte in der Bildung und der Kultur. Die gilt es zu verteidigen, beispielsweise dann, wenn sich der Bund in die Schulpolitik einmischen will. Und niemand hindert Bayern daran, eigene Standards in der Umwelt- oder Sozialpolitik zu setzen. Hier gäbe es noch mehr als genug zu tun. Die Frage aber, wer in einer bayerischen Fußball-Nationalmannschaft spielen sollte, die sollte man sich, wenn überhaupt, für den Kegelabend aufheben.

© SZ vom 04.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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