Süddeutsche Zeitung

Umzugspläne von Ryanair:München-West kämpft ums Überleben

  • Die irische Airline Ryanair will in Zukunft auch vom Flughafen München starten.
  • Ein Sprecher des Münchner Flughafens bestätigte, man habe Gespräche mit Ryanair geführt.
  • Der Allgäuer Airport kämpft derweil ums Überleben. Die Allgäu Airport GmbH weist für das Jahr 2013 ein Minus von 1,6 Millionen Euro aus.

Von Stefan Mayr und Marco Völklein

Der Allgäu Airport kämpft ums Überleben - mehr denn je. Nachdem Anfang Dezember bekannt wurde, dass die innerdeutschen Flüge nach Hamburg und Berlin einmal mehr gestrichen werden müssen, gibt es nun eine weitere Hiobsbotschaft: Die Billig-Fluglinie Ryanair hat angekündigt, künftig auch am Münchner Flughafen starten und landen zu wollen. Sollte es so weit kommen, könnten die Verbindungen der irischen Gesellschaft von und nach Memmingen gefährdet sein. Ryanair wickelt mehr als die Hälfte aller Flüge des Allgäu Airports ab, der ohnehin chronische Geldprobleme hat. Doch trotz aller Befürchtungen gibt sich der Memminger Geschäftsführer Ralf Schmid gelassen. "Es geht nicht um München statt Memmingen, sondern um Memmingen und München", sagt Schmid.

Ryanair habe bereits vor geraumer Zeit beschlossen, gezielt Geschäftsreisende anzusprechen, diese Strategie sei "längst bekannt" und kein Grund zur Beunruhigung, betont Schmid. Der Großraum München biete entsprechendes Potenzial, das sich zusätzlich zum Memminger Angebot ausschöpfen lasse. Die Ryanair-Flüge im Allgäu seien touristisch geprägt und würden die Münchner Pläne ergänzen.

"Stets interessiert an neuen Flugrouten"

Ryanair bekräftigte am Montag nur, dass die Fluglinie kräftig wachsen wolle - vor allem auf größeren Flughäfen. Man sei "stets interessiert an neuen Flugrouten" und erwarte 180 neue Jets in den nächsten Jahren. Binnen fünf Jahren wolle das Unternehmen die Zahl der Fluggäste von zuletzt etwa 80 auf 114 Millionen steigern, erklärte ein Unternehmenssprecher. Etwa 50 Prozent dieses Wachstums werde man auf größere Flughäfen konzentrieren. "Wir werden nicht Charles de Gaulle, Frankfurt oder London-Heathrow anfliegen", erklärte der Sprecher. Wohl aber jeden anderen möglichen Airport. Ein Sprecher des Münchner Flughafens bestätigte, man habe Gespräche mit Ryanair geführt - und dabei auf die verzwickte Lage der wenigen verfügbaren Start- und Landerechte verwiesen.

Der Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Magerl sprach von einem "Erpressungsversuch". Er halte die Ryanair-Ankündigung nur für "das typische Spiel von O'Leary". Der Ryanair-Chef versuche lediglich, "München-West gegen München-Ost auszuspielen" - und so in Memmingen letztlich die Gebühren zu drücken. Einen "Schub für die geplante dritte Startbahn" werde Ryanair sicher nicht bringen.

"Eine klare Absage an Ryanair"

Magerl fordert von Münchens Flughafenchef Michael Kerkloh "eine klare Absage an Ryanair". Zudem regen die Landtags-Grünen nun ein Gesamtkonzept der Landesregierung für alle drei bayerischen Flughäfen in München, Nürnberg und Memmingen an. Dabei sei ausdrücklich nicht ausgeschlossen, dass dieses Konzept "bei der finanziellen Situation des Memminger Flughafens auch dessen Aus bedeuten könne". Magerl: "Es ist nicht nur in unserem politischen, sondern auch in unserem wirtschaftlichen Interesse, dass die Verluste der kleineren Flughäfen möglichst gering gehalten werden."

Die Allgäu Airport GmbH weist für das Jahr 2013 ein Minus von 1,6 Millionen Euro aus. Im Kampf ums Überleben wurde ein neuer Mann angeheuert: Der ehemalige Landtagsabgeordnete und Oberallgäuer Landrat Gebhard Kaiser (CSU) ist seit 8. Dezember als Koordinator und Berater für den Privat-Flughafen tätig. Er soll helfen, das schlingernde Projekt wieder in Schwung zu bringen. Vor allem soll er die Grundstücke und Immobilien auf dem 250 Hektar großen Areal des ehemaligen Bundeswehr-Fliegerhorstes verwerten. "Das sind wertvollste Flächen an der Achse A 96/A 7", sagt Kaiser, "das ist ein Riesenpotenzial für das gesamte Allgäu, das bisher kaum genutzt wurde." Ihm schwebt ein interkommunales Gewerbegebiet vor, das sich auch auf Flächen außerhalb des Flughafen-Areals erstrecken könnte.

Keine Beteiligung des Freistaats

Der Freistaat hatte zuletzt seine Förderung von 7,75 auf zehn Millionen Euro aufgestockt. Einer Beteiligung des Freistaats am Flughafen erteilte Finanzminister Markus Söder (CSU) allerdings eine Absage. Auch eine indirekte Beteiligung über die Flughafengesellschaft München ist nach Informationen der Süddeutschen Zeitung vom Tisch. Vielmehr wird nur noch über eine lose Zusammenarbeit im operativen Bereich diskutiert. Denkbar ist also, dass man im Einkauf gemeinsam auftritt, um günstigere Preise zu erhalten.

Die Hilfe vom München-Airport wird also eher symbolischer Natur sein, den großen Befreiungsschlag müssen die Allgäuer Eigentümer aus eigener Kraft schaffen. "Die Gesellschafter müssen auch was beitragen", heißt es aus dem Ministerium. Ein Kenner der Materie sagt: "Es geht nicht, dass die alle halbe Jahre kommen und Geld wollen. Stattdessen sollen sie sich ein langfristiges und nachhaltiges Konzept überlegen."

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SZ vom 16.12.2014/lime/infu
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