Umweltschutz:Wilde Schönheit

Die Rohrachschlucht wird Bayerns 165. Naturwaldreservat

Von Christian Sebald

Die Rohrachschlucht unweit der Gemeinde Scheidegg (Landkreis Lindau) ist eine wildromantische Landschaft: Der Rickenbach hat sich hier bis zu 200 Meter ins Gestein eingegraben, im Unterlauf stürzt er über die beiden Scheidegger Wasserfälle tosend in die Tiefe. In der Schlucht selbst, die ein Naturschutzgebiet ist und die man auf Wander- und Spazierwegen erkunden kann, stößt man immer wieder auf urige Felsformationen, kühle Quellen und verwunschene Nass- und Streuwiesen. Unten am Rickenbach wächst ein wilder Wald aus Eschen, Grauerlen und Ahornbäumen. Oben an den steilen Hängen stehen mächtige Buchen und Tannen.

Seit Mittwoch ist die Rohrachschlucht um eine Attraktion reicher. Der Bund Naturschutz hat dort elf Hektar Wald, die ihm gehören, als Naturwaldreservat ausweisen lassen. Naturwälder sind ganz besondere Wälder. In ihnen hat die Natur Vorrang, der Wald bleibt sich selbst überlassen, Holzfäller müssen draußen bleiben. Die Bäume dürfen so lange altern, bis sie morsch werden, umstürzen und verrotten. Gerade dieser Prozess macht Naturwälder so wertvoll. Denn die alten, absterbenden Bäume sind Lebensräume für viele seltene Tiere und Pflanzen. So kommen in der Rohrachschlucht allein sieben Specht-Arten vor, darunter der sehr seltene Dreizehenspecht und der ebenfalls hoch bedrohte Weißrückenspecht. Außerdem trifft man auf das Schwertblättrige Waldvögelein und andere streng geschützte Orchideenarten. Und unter den Baumarten zählen die Gewöhnliche Stechpalme, die im Herbst gut an ihren unzähligen roten Früchten erkennbar ist, und einige sehr alte, mächtige Eiben zu den Schätzen des Reservats.

"Mit unserem neuen Naturwaldreservat wollen wir dafür werben, dass es in Bayern wieder mehr Wälder gibt, in denen sich die Natur selbst überlassen bleibt", sagt der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe. Das Naturwaldreservat Rohrachschlucht ist das 165. in Bayern. Ihre Gesamtfläche von 7525 Hektar liegt freilich deutlich unter dem schon vor Jahren von der Forstverwaltung angepeilten Ziel von 10 000 Hektar.

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