Umweltschutz:Schlagschwirl-Paradies

Umweltschutz: Der Rainer Wald ist ein urtümlicher Sumpf- und Auwald im Nordwesten von Straubing.

Der Rainer Wald ist ein urtümlicher Sumpf- und Auwald im Nordwesten von Straubing.

(Foto: Christian Stierstorfer/LBV)

Forstminister Brunner weist neues Naturwaldreservat aus

Von Christian Sebald

Es ist ein sehr seltener Brutvogel in Bayern. Experten schätzen, dass höchstens 400 Paare des Schlagschwirl hier leben, die meisten in den Flussniederungen an Main, Isar, Inn und Donau. Im Rainer Wald, einem urtümlichen Sumpf- und Auwald im Nordwesten von Straubing, wo die Große Laaber in die Donau mündet, ist die Art so verbreitet, dass man abends gut die mechanischen Dze-Dze-Dze-Rufe der Männchen hören kann. Nach ihrem Gesang lassen sich Vögel übrigens wie ein Stein von den Bäumen herab zu Boden fallen und tauchen dort im Gebüsch unter. Der Schlagschwirl ist nicht die einzige seltene Vogelart im Rainer Wald. Auch der Schwarzspecht, der Grauspecht und der Mittelspecht kommen hier vor, dazu Fledermäuse, Insekten und anderes Getier. 400 Tierarten haben Experten in dem nur 300 Hektar großen Auwald gezählt.

Die einmalige Vielfalt ist ein Grund, warum Forstminister Helmut Brunner jetzt einen 42 Hektar großen Teil des Rainer Waldes als Naturwaldreservat ausgewiesen hat. Der andere ist, dass er praktisch naturbelassen ist, dass dort keinerlei Forstwirtschaft betrieben wird. Das Naturwaldreservat gehört dem Vogelschutzbund LBV, er lässt dort die Natur frei schalten und walten. Die Folge: Die Sumpf- und Auwälder mit ihren vielen Erlen, Eschen, Eichen und Ulmen können sich frei entfalten, große Teile stehen regelmäßig unter Wasser, alte Baumriesen sterben einen langen Tod, bevor sie umstürzen und Lebensraum für Käfer wie den ebenfalls extrem seltenen Schulterfleckigen Widderbock werden. "Der Rainer Wald ist ein wichtiger Mosaikstein in unserem Netz künftiger kleiner Urwälder in Bayern", sagt Brunner. "Er und die anderen Naturwaldreservate zeigen, wie sich naturnahe Wälder entwickeln."

Für den LBV ist die Ausweisung eine Premiere. Der Verband engagiert sich seit vielen Jahren in dem Auwald - indem er dort Flächen angekauft hat und sie renaturiert. Nun ist der Rainer Wald "unser erstes offiziell ausgewiesenes Naturwaldreservat", betonte LBV-Chef Norbert Schäffer und forderte Brunner auf, verstärkt solche Reservate zu etablieren. "Wir brauchen sehr viel mehr Wälder ohne Nutzung", sagte er. Nur dann könne man alle Waldtypen erhalten, die von Natur aus in Bayern vorkommen. Der Rainer Wald ist das 162. Naturwaldreservat im Freistaat. Ihre Gesamtfläche von gut 7300 Hektar liegt freilich deutlich unter der einst angestrebten Zielmarke von 10 000 Hektar.

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