Umweltpolitik:So will Bayern die Insekten vor dem Aussterben retten

Libelle

Libelle dpatopbilder Eine Libelle sitzt am 27.08.2015 in Hüll (Bayern) in der Sonne auf einem Stock. Foto: Sven Hoppe/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

(Foto: dpa)
  • Bayern will mit einem neuen Artenschutzzentrum und einem Maßnahmenpaket für Grünflächen etwas gegen das Aussterben von Insekten und anderen Tieren sowie Pflanzen unternehmen.
  • 50 Experten sollen sich künftig um die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt kümmern.

Von Christian Sebald

Das neue bayerische Artenschutzzentrum, das sich für den Erhalt der Flora und Fauna in Bayern einsetzen wird, soll möglichst rasch seine Arbeit aufnehmen. Das hat Umweltminister Marcel Huber (CSU) am Montag in München erklärt. "Es ist unser Ziel, den Artenschutz in Bayern auf ein Spitzenniveau zu heben und den Artenschwund zu stoppen", sagte Huber. "Hierzu soll das neue Zentrum Wissenslücken schließen und wirksame Maßnahmen für den Erhalt von Flora und Fauna entwickeln."

Das neue Zentrum wird in Augsburg angesiedelt und soll einmal 50 Wissenschaftler und andere Mitarbeiter umfassen, die Planstellen werden laut Huber neu geschaffen und nicht aus anderen Bereichen der Naturschutzverwaltung abgezogen. Das Investitionsvolumen beträgt zehn Millionen Euro. Noch in diesem Monat soll ein Aufbaustab loslegen.

Schwerpunkte des Artenschutzzentrums sind die Erforschung des Artenschwunds im Freistaat und die Entwicklung von Gegenstrategien. "Bayern besteht aus einer Vielzahl von Lebensräumen", sagte Huber. "In den Alpen herrschen ganz andere Bedingungen für Flora und Fauna als zum Beispiel an der Donau oder in der Rhön." Nur wer alle diese Besonderheiten genau kenne, könne entsprechende Programme für den Erhalt der Pflanzen- und Tierwelt entwickeln.

Zugleich kündigte Huber 25 neue Artenhilfsprogramme zum Beispiel für Schmetterlinge, holzbewohnende Käfer oder Moorlibellen an. Wie anderswo zählen nämlich auch in Bayern die Insekten zu den am meisten gefährdeten Tieren. So sind 65 Prozent der heimischen Libellenarten in ihrer Existenz gefährdet, aber auch 65 Prozent der Tagfalterarten und 56 Prozent der Heuschreckenarten. Die Staatsregierung hat sich zwar schon vor zehn Jahren vorgenommen, den Schwund bis 2020 zu stoppen. Bisher ist das allerdings nicht nur nicht gelungen, sondern die Verluste haben sich bei den meisten Arten sogar beschleunigt.

Deshalb will Huber es auch nicht bei dem neuen Zentrum und weiteren Artenhilfsprogrammen belassen. Ebenfalls am Montag startete der Minister den "Blühpakt Bayern". Mit ihm will Huber dafür sorgen, dass es in Bayern wieder sehr viel mehr Blumenwiesen gibt als derzeit. "Albert Einstein hat gesagt: Stirbt die Biene, stirbt der Mensch", erklärte Huber. "Ohne die Bestäubungsarbeit der Bienen kommen ganze Nahrungsquellen zum Erliegen. Daher brauchen wir ein breites Bündnis von Partnern, die Bayern wieder zum Blühen bringen."

Zentrale Partner im Blühpakt sind für Huber die Landwirte. Denn sie bewirtschaften den größten Teil der Landschaft in Bayern. Dazu will Huber zehn Millionen Euro zusätzlich in den sogenannten Vertragsnaturschutz pumpen. Bei diesem Programm erhalten Bauern Zuschüsse, wenn sie naturfreundlich wirtschaften und zum Beispiel zwischen ihren Äckern Blühflächen, Feldraine oder Hecken anlegen.

Derzeit nehmen 18 000 Landwirte mit insgesamt 85 000 Hektar Agrarland am Vertragsnaturschutz teil. Bis 2019 will Huber die Fläche des naturschonend bewirtschafteten Agrarlands auf 100 000 Hektar erhöhen. Bis 2030 soll sie sich auf 200 000 Hektar verdoppeln. Die Bauern sollen nicht die einzigen Partner im Blühpakt sein. Sondern auch Kommunen, Unternehmen und die Bevölkerung. "Denn", so Huber, "der Erhalt der Artenvielfalt geht uns alle an".

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