Umweltminister Huber:Vom Lob ist nichts mehr übrig geblieben

Die Erwartungen waren groß, die Vorschusslorbeeren auch. Marcel Huber schien der Richtige auf dem Stuhl des Umweltministers. Doch das Lob ist tiefer Enttäuschung gewichen - vor allem bei den Naturschutzverbänden.

Christian Sebald

Als Umweltminister Marcel Huber (CSU) vor einem dreiviertel Jahr sein Amt antrat, waren die Erwartungen der Naturschützer so groß wie die Vorschusslorbeeren. Schon damals drohte die Energiewende all die Umweltprobleme zu verdrängen, die es auch in Bayern gibt. Das Artensterben etwa, das von Jahr zu Jahr voranschreitet, obwohl sich der Freistaat fest vorgenommen hat, den Schwund zu stoppen.

Marcel Huber wird neuer Staatskanzleichef

Der Streit um die Wasserkraft ließ das Fass überlaufen: Marcel Huber.

(Foto: dapd)

Marcel Huber, so hieß es damals in der Naturschutzszene, sei der richtige Mann für die Herausforderungen. Schließlich hatten sie den gelernten Tierarzt aus den Jahren 2007/2008 in bester Erinnerung. Damals war der 54-jährige CSU-Politiker Umweltstaatssekretär und alle lobten seine sachliche Art und sein Engagement.

Das Lob ist tiefer Enttäuschung gewichen. Das Verhältnis zwischen den Naturschützern und ihrem Minister ist auf einem Tiefpunkt angelangt. Jetzt kam es sogar zum Eklat. Der Bund Naturschutz (BN) und der Vogelschutzbund (LBV) - die größten Umweltorganisationen Bayerns also -, sowie der Landesfischereiverband und eine Reihe weiterer kleinerer Gruppen haben Huber die Mitarbeit im Forum Wasserkraft aufgekündigt.

In dem Gremium hat Huber Energieversorger, Wasserbauexperten und eben Umweltverbände versammelt, um über den Ausbau der Wasserkraft zu sprechen. Der Grund des Zerwürfnisses: "Huber will offenbar das Letzte aus den Bächen und Flüssen herausholen", sagt LBV-Chef Ludwig Sothmann. "Dabei sind sie schon so kanalisiert und zugebaut, dass man die wenigen weitgehend natürlichen Gewässer unbedingt schützen muss." Andere sehnen bereits die Zeiten zurück, in denen Finanzminister Markus Söder Umweltminister war. "Söder hatte sehr viel mehr Verständnis für Bäche, Flüsse und Fische als Huber", sagt Christoph Himmighoffen vom Verein zum Schutz der Bergwelt.

Huber versteht sich als Moderator

Der Streit um die Wasserkraft ist nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Viele Umweltschützer werfen Huber vor, er gebe allen möglichen Lobbygruppen den Vorzug vor dem Naturschutz. So tragen sie Huber sehr nach, dass ausgerechnet er den ersten Spatenstich für das umstrittenste Straßenbauprojekt in Bayern gesetzt hat: die Isentalautobahn. "35 Jahre haben wir mit aller Macht dafür gekämpft, dass dieses ursprüngliche Flusstal erhalten bleibt", sagt einer. "Und dann, nachdem wir endgültig unterlegen sind, feiert ausgerechnet der Umweltminister seine Zerstörung."

Wenige Tage nach diesem Auftritt sorgte Huber mit seinem Biber-Erlass für massiven Unmut. In dem Papier ließ der Minister alle Landratsämter anweisen, Biber-freie Zonen auszuweisen, in denen die Wildtiere abgeschossen werden dürfen. "Dabei ist der Erlass überflüssig", heißt es selbst in Hubers Haus. "Wir hatten die Biber doch gut im Griff."

Auch beim Flächenfraß hat sich Huber bisher wenig rühmlich geschlagen. Statt endlich wirksame Strategien zu entwickeln, wolle Huber die Pflicht zum Ausgleich aushöhlen und davon auch noch die Bauern profitieren lassen, werfen die Umweltverbände dem Minister vor. Tatsächlich sind von Hubers neuer Kompensationsverordnung gegen den Flächenfraß bislang nur Punkte bekannt, welche der Landwirtschaft Vorteile brächten.

Jetzt also das Zerwürfnis wegen der Wasserkraft. Natürlich bedauert Huber die Eskalation, so wie ihn auch die anderen Vorwürfe treffen. Schließlich versteht er sich als Moderator, der "den Weg für den Interessensausgleich ebnen will" - zwischen Naturschutz, Wasserwirtschaft, Bauern und all den anderen Gruppen, mit denen er tagaus tagein zu tun hat. "Auch bei der Wasserkraft steht klar im Mittelpunkt, dass ihr Ausbau ökologisch verträglich erfolgt", sagt Huber. Dazu will er weiter "den intensiven Dialog pflegen".

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