Umwelt:Söder will ausnahmsweise mal nicht aufs Foto

Plenarsitzung im bayerischen Landtag

Der bayerische Finanzminister Markus Söder

(Foto: dpa)

Dabei hätte der Heimatminister doch den bedeutenden "Bock des Jahres" von der Organisation "Mountain Wilderness" bekommen sollen - für seinen Einsatz um die Skischaukel am Riedberger Horn.

Von Christian Sebald

Viele sagen ja, Heimatminister Markus Söder lasse keinen Termin aus, bei dem es nur den Hauch einer Chance gibt, dass ein Fotograf ein Bild von ihm macht, das später in einer Zeitung erscheint. Nun steht fest, dass das nicht stimmt. Schon seit Anfang 2016 wollte die Umweltorganisation Mountain Wilderness Markus Söder ihren "Bock des Jahres" für die größte Umweltsünde in den bayerischen Bergen überreichen. "Aber obwohl wir drei Mal bei dem Herrn Minister um einen Termin haben nachfragen lassen, kam keiner zustande", sagt der Bergsteiger und Naturschützer Michael Pröttel.

Also zogen Pröttel und einige Aktive am Dienstag vor das Finanzministerium und entfalteten ein Transparent mit der Aufschrift "Hände weg vom Alpenplan - rettet das Riedberger Horn". Anschließend wollten sie Söder die kleine goldfarbene Steinbock-Plastik übergeben. Doch Söder war nicht in seinem Ministerium. Ein Pförtner nahm die Figur entgegen und versprach, dafür zu sorgen, dass Söder sie bekommt.

Mountain Wilderness ist eine kleine, internationale Naturschutzorganisation für den Schutz der Bergwelt. Ihr Gründer ist der 2008 gestorbene Mount-Everest-Erstbesteiger Sir Edmund Hillary. Wie er setzt sich Mountain Wilderness dafür ein, die Bergwelt möglichst unberührt und frei von touristischen Projekten zu erhalten. Auch in Bayern ist die Organisation für spektakuläre Aktionen bekannt, etwa für die Kundgebung des Bergsteigers Stefan Glowacs in einem Höhenbiwak unter der Aussichtsplattform am Osterfelderkopf bei Garmisch-Partenkirchen. Dabei schwebte Glowacs mehrere Stunden lang direkt über dem Abgrund.

Mit dem "Bock des Jahres" für Söder wollten Pröttel und Co. nun ein Zeichen gegen die Verschandelung des Riedberger Horns durch eine neue Skischaukel setzen. Naturschützer sind strikt gegen das Projekt, weil es ein hochwertiges Naturschutzgebiet zerstören würde. Außerdem wäre es der erste Eingriff in die Schutzzone C des Alpenplans, die bisher für solche Projekte tabu ist. Deshalb gilt die Skischaukel am Riedberger Horn als Präzedenzfall. Umweltministerin Ulrike Scharf hat schon vor eineinhalb Jahren ihr Veto gegen sie eingelegt.

Dass die Gemeinden Balderschwang und Obermaiselstein das Projekt dennoch weiter betreiben können, hat viel mit Söder zu tun. Denn der Heimat- und Finanzminister gibt ihnen Rückendeckung - ohne Rücksicht auf den naturschutzrechtliche Vorgaben und den Alpenplan. Natürlich werde Söder der "Bock des Jahres" nicht umstimmen, da ist sich Pröttel sicher. "Aber es hätte uns gefreut", sagt er, "wenn wir ihn wenigstens persönlich hätten überreichen können."

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