Umstrittenes Projekt:Bürgerentscheid über Hotel am Forggensee

Von Florian Fuchs, Augsburg

Darf neben dem Festspielhaus in Füssen ein Fünf-Sterne-Hotel mit Tagungszentrum gebaut werden? Der Stadtrat hat in einer Sondersitzung beschlossen, dass die Bürger Füssens am 20. Oktober in einem Bürgerentscheid über diese Frage abstimmen sollen. Die Kritiker des Projekts, der Bund Naturschutz und der Kreisfischereiverein Füssen, hatten 1777 Unterschriften bei der Verwaltung eingereicht, 1650 davon waren gültig - notwendig wären nur 1078 gewesen, um ein Bürgerbegehren starten zu können.

Der Unternehmer Manfred Rietzler, seit 2017 Eigentümer des Festspielhauses, will dieses durch ein Nobelhotel zurück in die Gewinnzone bringen. Er plant ein Hotel mit 149 Zimmern, ein "Spa & Wellness Health Center" mit 2350 Quadratmetern Fläche, ein Tagungscenter für bis zu 500 Personen sowie 280 Auto-Stellplätze. Alles mit bestem Blick auf Schloss Neuschwanstein, das am gegenüberliegenden Ufer des Forggensees steht. Auch die Stadt treibt den Bau des Hotels voran. Die Befürworter argumentieren, dass das Festspielhaus alleine nicht überleben kann. In der Vergangenheit ist es schon mehrfach insolvent gegangen.

Das Problem aber ist, dass das Hotel in das Landschaftsschutzgebiet "Forggensee und benachbarte Seen" hineinreichen würde. Naturschützer lehnen den Bau deshalb rigoros ab. Ein sogenanntes Seehaus würde als Teil des Hotels auf Stelzen im Wasser stehen. Der Bund Naturschutz vergleicht die Dimensionen des Hotels mit einem Kreuzfahrtschiff, das sich nicht in die örtliche Kulturlandschaft einfüge. Alexander Beck, Vorstandsmitglied bei den Fischern und Sprecher der Initiative gegen das Hotel, befürchtet große Auswirkungen auf Flora und Fauna sowie den Verlust wertvoller Biotope für Kies-Laicher, Jungfische, Muscheln und Krebse. Der Bau bedeute noch mehr Touristen und noch mehr Verkehr für die Region und wäre "eine Einbruchstelle für noch mehr Investorenprojekte".

Eigentlich muss ein Bürgerentscheid nach der Entscheidung über die Zulässigkeit innerhalb von drei Monaten stattfinden, in diesem Fall also spätestens am 6. Oktober. Da dies allerdings ein Wochenende mit Brückentag wäre, haben die Kritiker dem späteren Termin am 20. Oktober zugestimmt.

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