Umstrittener Bischof:Piusbrüder schließen Holocaust-Leugner Williamson aus

Die erzkonservative Piusbruderschaft hat Richard Williamson ausgeschlossen. Der Bischof habe sich seit Jahren von der Leitung der Priesterbruderschaft entfernt. Ein Sprecher verwies zudem explizit auf umstrittene Interview-Äußerungen.

Angekündigter Prozess gegen Williamson

Ausgeschlossen aus der Piusbruderschaft: Bischof Richard Williamson.

(Foto: dpa)

Die erzkonservative Piusbruderschaft hat den umstrittenen Bischof Richard Williamson ausgeschlossen. Seit Jahren habe sich der Bischof von der Führung und Leitung der Priesterbruderschaft entfernt und sich geweigert, den Respekt und den Gehorsam zu bezeugen, sagte ein Sprecher in Stuttgart. Zudem stehe die Entscheidung im Zusammenhang mit einem Interview für das schwedische Fernsehen, in dem Williamson den Holocaust geleugnet habe.

Der heute 72-Jährige hatte 2008 im Interview mit einem schwedischen Fernsehsender im Priesterseminar der Piusbruderschaft in Zaitzkofen bei Regensburg den Mord Millionen Juden durch die Nazis und die Existenz von Gaskammern bestritten.

Wörtlich sagte er damals aus dem Englischen übersetzt: "Ich glaube, dass die historischen Beweise gewaltig dagegen sprechen, dass sechs Millionen Juden vorsätzlich in Gaskammern vergast wurden als vorsätzliche Strategie Adolf Hitlers. (...) Ich glaube, es gab keine Gaskammern."

Der Fall Williamson hatte die katholische Kirche in eine schwere Krise gestürzt. Exakt zu der Zeit, als das Interview veröffentlicht wurde, gab der Vatikan die Aufhebung der Exkommunikation von Williamson und drei weiteren Bischöfen der Piusbruderschaft bekannt. Papst Benedikt XVI. soll jedoch von den Interview-Äußerungen nichts gewusst haben.

Lange waren die Verhandlungen des Vatikans mit den Piusbrüdern über die Rückkehr in die katholische Amtskirche belastet. "Die Entscheidung wird die Gespräche sicherlich erleichtern", sagte der Sprecher der Piusbruderschaft in Deutschland, Pater Andreas Steiner, auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. Der Papst habe damals heftige Schelte einstecken müssen.

Der Vatikan lehnte eine Erklärung oder einen Kommentar ab. Sprecher Federico Lombardi sagte, dass der Heilige Stuhl dies als eine interne Angelegenheit der Bruderschaft ansieht. Er äußere sich nicht zu deren Entscheidungen, die eigene Bruderschaft betreffend, teilte Lombardi mit.

Juristisch ist der Fall Williamson noch nicht aufgearbeitet: Wegen Volksverhetzung muss sich der 72-Jährige im kommenden Jahr erneut vor dem Regensburger Amtsgericht verantworten. Williamson habe gegen den vom Gericht erlassenen Strafbefehl Einspruch eingelegt, sagte ein Gerichtssprecher am Montag.

Eine erste Verurteilung des Bischofs hatte das Oberlandesgericht (OLG) Nürnberg im Februar wegen Verfahrensmängeln kassiert. Daraufhin hatte die Staatsanwaltschaft den Strafbefehl überarbeitet. Es geht um einen Betrag von maximal 6500 Euro (100 Tagessätze zu je 65 Euro).

Gegen einen ersten Strafbefehl hatte Williamson ebenfalls Einspruch eingelegt. Zwei Gerichte hatten den Bischof wegen Volksverhetzung verurteilt, ehe das OLG das Urteil aufhob. Auch in der Neuauflage ist mit einem Gang durch sämtliche Instanzen zu rechnen. Williamson muss selbst nicht vor Gericht erscheinen.

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