Jahrelang hat die Staatsregierung auf maßgebliches Betreiben des damaligen Heimatministers Markus Söder (CSU) alles dafür getan, dass die beiden Oberallgäuer Gemeinden Balderschwang und Obermaiselstein ihre beiden kleinen Skigebiete am Riedberger Horn durch eine neue Gondelbahn und eine Skipiste miteinander verbinden können.
Der Streit um die Skischaukel zählt zu den erbittertsten Auseinandersetzungen um den Naturschutz in Bayern. Nun, da Söder seit wenigen Tagen neuer bayerischer Ministerpräsident ist, deutet sich womöglich ein spektakulärer Kurswechsel an. An diesem Freitag führt Söder in München in der Staatskanzlei ein Gespräch zu "naturverträglichem Ski- und Bergtourismus in der Region Riedberger Horn", wie es kurz und knapp in einer Mitteilung heißt. Die Ergebnisse sollen nach dem Gespräch in einer Pressekonferenz mitgeteilt werden.
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Was zählt, ist der Profit, nicht der Alpenschutz - das offenbaren die Ausbaupläne der Grasgehrenlifte.
Insider behaupten schon seit einiger Zeit, bei Söder überwiege nun doch die Skepsis gegenüber der umstrittenen Skischaukel, vor allem weil sich auch viele CSU-Anhänger an dem Projekt störten. Deshalb würde er das Thema am liebsten schnell abräumen. Hinzu komme, dass Söder auf Drängen der CSU-Fraktion Bayerns drittem Nationalpark, den Ex-Ministerpräsident Horst Seehofer sehr zum Missfallen vieler in der Partei einrichten wollte, schon demnächst eine definitive Absage erteilen werde. Da sei es gut, wenn der neue Ministerpräsident den Naturschützern gleichsam als Ausgleich einen Verzicht auf die Skischaukel anbieten könne.
Gleich nach Söders Gesprächsrunde in der Staatskanzlei informieren die Umweltverbände in Bayern über ihre erste Klage gegen die Skischaukel. Damit das Projekt überhaupt möglich wird, haben Staatsregierung und Landtag begleitet von massiven Protesten den Alpenplan geändert. Er unterteilt die bayerischen Berge in drei verschiedene Zonen. In Zone C, in die das Riedberger Horn fällt, sind Bergbahnen, Skipisten und andere Tourismusprojekte untersagt. Damit die Skischaukel dennoch errichtet werden kann, musste der Freistaat zu allererst den Alpenplan entsprechend anpassen. Mit ihrer Klage vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof wollen die Umweltverbände erstreiten, dass die Anpassung rückgängig gemacht werden muss.