Umfrage zu Seehofer-Nachfolge:Kronprinzessin gegen Kronprinz

Wahl des CSU Fraktionssvorsitzenden

Prinz oder Prinzessin - Markus Söder oder Ilse Aigner. Wer soll Seehofers Nachfolge antreten?

(Foto: Inga Kjer/dpa)

Wen wollen die Bayern am liebsten als Seehofer-Nachfolger? In einer Umfrage wurden die Wähler nun zum ersten Mal selbst gefragt. Es läuft wohl auf einen Zweikampf hinaus. An der Spitze der beliebtesten bayerischen Politiker steht aber eine ganz andere Person.

Von Stefan Mayr und Frank Müller

Erst vor ein paar Tagen wollte Horst Seehofer die beliebte Debatte um seine Nachfolge beenden. Nun ist sie durch eine Umfrage wieder voll da. Erstmals wurde die Beliebtheit der möglichen Thronfolger erhoben. Das Ergebnis: Finanzminister Markus Söder hat die Nase vorn, wenn es darum geht, wen die Bayern im Jahr 2018 als CSU-Spitzenkandidaten wollen. 31 Prozent der Bayern sind für ihn, 27 Prozent für Wirtschaftsministerin Ilse Aigner.

Die Zahlen sind die spannendste Erkenntnis des diesjährigen Bayerntrends, den das Institut infratest dimap für das BR-Politikmagazin Kontrovers erhoben hat. Die repräsentative Umfrage zeigt vor allem, dass die Nachfolgefrage auf ein klares Duell Söder-Aigner hinauslaufen könnte. Akzeptanz in der Bevölkerung hatte auch Seehofer stets als wichtigste Voraussetzung in der "Kronprinzenfrage" genannt. Allerdings bemühte sich der Ministerpräsident auch immer, den Kreis der Aspiranten möglichst groß zu halten - damit sich keiner zu mächtig fühlt und ihm vorschnell gefährlich wird.

Diese Strategie könnte sich durch die BR-Umfrage erst einmal erledigt haben. Die weiteren Kandidaten liegen alle weit abgeschlagen: Innenminister Joachim Herrmann und Staatskanzleichefin Christine Haderthauer bevorzugen je sieben Prozent, den neuerdings häufiger genannten Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt nur sechs.

In Wildbad Kreuth, wo die CSU-Landtagsfraktion noch bis zu diesem Donnerstag in Klausur ist, zogen die neuen Zahlen denkbar großes Interesse auf sich. Seehofer, Aigner und Söder sind in Kreuth dabei und verhielten sich schon vor Bekanntwerden der Zahlen höchst unterschiedlich. Seehofer tauchte ab und suchte den Tag über keinerlei Kontakt zu den Journalisten. Ilse Aigner war zu sehen, sagte aber in immer neuen Variationen nur, sie wolle nichts sagen. Markus Söder dagegen plauderte entspannt mit jedem.

Explodierende Beliebtheitswerte

Die beiden können sich gestärkt sehen, haben aber nach wie vor einen Stärkeren über sich: Seehofer, dessen Beliebtheitswerte in der BR-Umfrage geradezu explodieren. Demnach halten ihn nun 79 Prozent der Bayern für entscheidungsstark. Das ist ein Plus von 28 Punkten im Vergleich zur letzten BR-Abfrage dieser Werte vor zwei Jahren.

Auch Eigenschaften wie "mutig" (76 Prozent), "sympathisch (67) und "klare Linie zeigend" (56) werden dem Regierungschef nun sehr viel häufiger zugesprochen. Selbst bei Anhängern der Opposition bekommt Seehofer viel Anerkennung. 56 Prozent der SPD-Wähler finden, dass er ein guter Ministerpräsident ist (Freie Wähler: 78, Grüne: 45). Bei der CSU finden das 94.

Die Liste der beliebtesten bayerischen Politiker führt allerdings nach wie vor Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) an. Es folgt der Münchner OB und vormalige SPD-Spitzenkandidat Christian Ude vor Seehofer. Söder und Aigner landen hier punktgleich auf Platz vier, wiederum mit leichten Vorteilen für Söder, weil er parteiintern besser abschneidet.

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Weniger spektakulär als die persönlichen Werte fielen die beiden Wahlprognosen in der Umfrage aus. Die CSU käme jetzt bei einer Landtagswahl auf im Vergleich zum September leicht verbesserte 49 Prozent, die SPD sinkt auf 19, die Grünen verbessern sich auf zehn, die Freien Wähler bleiben bei neun. Die FDP wäre wiederum mit vier Prozent nicht im Landtag.

Bei der Frage, wie die Bayern bei der im Mai anstehenden Europawahl stimmen würden, ergeben sich leichte Verbesserungen für CSU (50), SPD (22) und Grüne (12). Weit dahinter liegen Freie Wähler (4), FDP (3), AfD (3) und Linke (2).

Der Traum von "50 plus X" ist wieder da

Bei der CSU in Kreuth sorgten die Zahlen für gute Laune. "Hervorragend" nannte sie Fraktionschef Thomas Kreuzer, die 49 Prozent in Bayern böten sogar noch "Luft nach oben". Die Werte seien aber "kein Grund sich auszuruhen", sagte Kreuzer. "Man muss sich voll reinhängen."

Auch Innenminister Herrmann gab zu erkennen, dass Träume von der alten Marke von "50 plus X" in der CSU wieder ausgesprochen werden dürfen: "Vielleicht schaffen wir es in den nächsten Jahren auch wieder, über 50 Prozent zu kommen." Im Wahlkampf waren solche Gedankenspiele noch tabu. Söder meinte: "Wir liegen gut im Trend", Aigner dagegen wollte auch dazu nichts sagen.

Der Chef der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder, zog als Gast in Kreuth Parallelen zur Bundesliga: "Wir haben jetzt eine Ausnahmesituation wie im Fußball, die Bayern sind auf Platz eins."

Die Opposition reagierte erwartungsgemäß reservierter. "Die Umfrage spiegelt das Wahlergebnis wider, es wäre doch überraschend gewesen, wenn sich da große Veränderungen ergeben hätten", sagte Fraktionschef Markus Rinderspacher zum Start der SPD-Klausur in Kloster Irsee. Generalsekretärin Natascha Kohnen kündigte an: "Wir werden uns erst wieder 2017, 2018 eingehender mit Umfragen befassen."

Grünen-Landeschef Dieter Janecek bezeichnete das wieder zweistellige Ergebnis der Grünen als "schon mal ganz ordentlich", Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger sprach von einer "guten Vorlage für die Kommunal- und Europawahl".

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