Umfrage zu Naturschutz:Flächenverkauf für neues Gewerbe wird abgelehnt

Vier von fünf Erwachsenen in Bayern wollen nicht, dass der Freistaat Wälder verkauft, damit auf den Flächen neue Gewerbegebiete ausgewiesen werden können. Das hat eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Grünen im Landtag ergeben. 78,1 Prozent der Befragen sprachen sich dafür aus, dass der Freistaat den Verkauf von staatlichen Waldflächen stoppen sollte, wenn diese für Gewerbegebiete genutzt werden sollen. Aus Sicht von Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann ist das eine eindeutige Bestätigung für den Kurs seiner Partei. "Der Wald als grüne Lunge Bayerns spielt im Kampf gegen die Erdüberhitzung eine überragende Rolle", sagt er. "Ihn zu schützen und zu einem widerstandsfähigen Klimawald umzubauen, ist oberste Pflicht." Die Grünen lehnen den Verkauf von Staatswäldern für Gewerbegebiete strikt ab.

Anders der Freistaat. Er sagt Kommunen immer wieder Waldflächen für neue Gewerbegebiete zu. Ein prominentes Beispiel ist Teublitz im Landkreis Schwandorf. Die Stadt will 21 Hektar Staatswald an der A 93 erwerben, damit heimische Betriebe dorthin aussiedeln, aber auch neue Unternehmen sich dort ansiedeln können. Umweltverbände und Grüne sind gegen das Projekt. Der Landesbund für Vogelschutz klagt sogar dagegen. Laut Hartmann ist auch die Bevölkerung im Kreis Schwandorf gegen das Vorhaben. Laut Civey-Umfrage befürworteten 74,8 Prozent der Befragten in der Region, dass der Verkauf von Staatswald für solche Projekte gestoppt werden solle. Nur 15,3 Prozent antworteten mit Nein. 9,9 Prozent waren unentschieden. Hartmann wirft der Staatsregierung vor, ihre Schutzpflicht für den Staatswald ins Gegenteil zu verkehren. Von 2018 bis 2020 habe sie knapp hundert Hektar Wald zur Bebauung abgetreten. Auch was die Grünen-Forderung nach einer Halbierung des Flächenfraßes anbelangt, sieht Hartmann die Bevölkerung an seiner Seite. Laut Civey antworteten knapp 61 Prozent der Befragten mit Ja auf die Frage: "Sollte in Bayern die Umwandlung von naturbelassenen Flächen in Wohngebiete, Straßen und Gewerbegebiete halbiert werden?" Der Flächenverbrauch in Bayern beträgt knapp elf Hektar am Tag. Die Grünen fordern eine Obergrenze von fünf Hektar täglich.

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