Umbau:Bayreuther Stadthalle wird endlich saniert

Lesezeit: 2 Min.

Neu hinzugefügt wird ein Glasfoyer, das alle Veranstaltungsbereiche verbindet. (Foto: Architekten Knerer und Lang)
  • Die Bayreuther Stadthalle wird saniert. Das Projekte kostet 55 Millionen Euro, Ende 2019 soll sie fertig sein.
  • Die Stadt hat jahrzehntelang über die Sanierung gestritten. In der Zeit wurde so gut wie alles marode, was marode werden kann.
  • Teile des Gebäudes stammen aus dem 17. Jahrhundert, später änderte ein Architekt vieles. Dessen Erben bekommen 100 000 Euro, damit sie nicht klagen.

Von Claudia Henzler, Bayreuth

Was die Außenwirkung angeht, kann es die Bayreuther Stadthalle natürlich nicht mit dem Festspielhaus auf dem Grünen Hügel oder dem Markgräflichen Opernhaus aufnehmen. Allein der Name klingt banal und verrät nichts über die wechselvolle Geschichte des Gebäudes, das einst Adolf Hitler als Forum diente, und genau wie das Opernhaus zur Zeit der Markgräfin Wilhelmine errichtet wurde, die Bayreuths Stadtbild so nachhaltig prägte.

Für die Bayreuther selbst aber ist die Stadthalle von zentraler Bedeutung, nicht nur wegen ihrer Lage in Nachbarschaft zum Neuen Schloss. Während das Welterbe-Opernhaus eher als Museum dient, wenn es 2018 nach der Sanierung wieder für die Öffentlichkeit zugänglich ist, und das Festspielhaus den Wagner-Opern vorbehalten ist, spielt sich hinter der historischen Gelbsandsteinfassade das alltägliche kulturelle und gesellschaftliche Leben der Stadt ab. Bisher jedenfalls.

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Derzeit sind keine Theaterstücke, Konzerte und Kleinkunst zu sehen, werden weder Feste gefeiert noch Bälle veranstaltet. Die Stadthalle ist geschlossen. In der alten Hülle entsteht ein modernes Kulturzentrum mit mehreren Bühnen, das auch Räume für Tagungen bieten wird. Mehr als 55 Millionen Euro soll das Projekt kosten.

Die Stadt selbst muss von den Kosten nur knapp 16 Millionen tragen, dank einer "hervorragenden Zuschusssituation", wie Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe kürzlich betonte. Knapp 35 Millionen Euro erhält die Stadt aus Förderprogrammen von Bund und Land, vier Millionen Euro spendiert die Oberfrankenstiftung, eine weitere Million die Bayerische Landesstiftung.

Jahrzehntelang hatten die Bayreuther über die Zukunft der Stadthalle gestritten, was den Sanierungsstau immer weiter erhöhte. Am Ende waren Dächer instabil oder undicht, der Keller feucht, die Fassade des Bühnenturms gerissen, die Technik veraltet. Ein Bürgerentscheid, der eine abgespeckte Sanierung durchsetzen wollte, war im vergangenen Jahr gescheitert.

Derzeit wird alles rausgerissen und demontiert, was nicht zwingend aus Urheberrechtsgründen erhalten werden muss oder weil es unter Denkmalschutz steht. Zu sehen sind freigelegte Betondecken und asbesthaltige Bauteile, die entsorgt werden. Der große Saal wird komplett umgebaut, um Sicht und Akustik für Besucher zu verbessern. Sogar die beiden Ränge werden ersetzt. Vom kleinen Haus in den früheren Ställen bleiben nur die Außenmauern übrig. Und die werden Stein für Stein abgetragen, nummeriert und wieder aufgerichtet.

Eine eigene Theatertruppe hat Bayreuth nicht, die Stadthalle ist ein Gastspielhaus. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Reithalle und Ställe sind Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden, in den Sechzigerjahren wurden die Gebäude dann massiv verändert. Verantwortlich dafür war der Bayreuther Architekt Hans Reissinger. Er ließ einen von außen sichtbaren, wuchtigen Bühnenturm anfügen und die Inneneinrichtung im Stil jener Zeit gestalten. Reissinger hatte die Halle in den Dreißigerjahren schon einmal umgestaltet, damals zu einer Fest- und Versammlungshalle, im Auftrag der Nationalsozialisten.

100 000 Euro zahlt Bayreuth nun an dessen Erben, damit die nicht wegen Urheberrechtsverletzungen klagen. Zudem werden einige zentrale Gestaltungselemente aus den Sechzigern erhalten - etwa eine Theke im ersten Stock des großen Hauses. Sie wurden mit Sperrholzplatten und Folien abgedeckt und geschützt.

Davon abgesehen wird das Gebäude generalüberholt. In einem Wettbewerb hatte der Entwurf des Architekturbüros Knerer und Lang aus Dresden überzeugt, der die Raumsituation optimiert, indem er neue Zugänge schafft, dabei aber behutsam mit dem äußeren Erscheinungsbild umgeht. Prominenteste Veränderung ist ein Glasanbau. Laut Merk-Erbe liegen die Arbeiten im Zeitplan, Ende 2019 soll das Kultur- und Tagungszentrum fertig sein. Dann soll die Halle auch einen neuen Namen erhalten, kündigte sie an. Denkbar seien beispielsweise Jean-Paul-Kulturzentrum oder Franz-Liszt-Halle.

© SZ vom 24.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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