Im Grenzland zwischen dem Berchtesgadener Land und Österreich streift seit Monaten ein Luchs umher. Das hat jetzt das Landesamt für Umwelt (LfU) mitgeteilt. Die Raubkatze war bereits Anfang Dezember in Nähe des Nationalparks Berchtesgadener in eine Fotofalle getappt. Sie wurde erst jetzt ausgewertet. Zwar kann man auf der Aufnahme nicht erkennen, ob es sich um ein Weibchen oder ein Männchen handelt. Auch das Alter des Luchses ist offen. Aber das Fell an seinem Hinterteil weist ein so besonderes Muster auf, dass sich Experten sicher sind, dass es sich um das selbe Tier handelt, das im Frühjahr 2015 wenige Kilometer entfernt auf österreichischer Seite in eine Fotofalle lief.
Der Nachweis ist einigermaßen überraschend. Zwar waren Jahrhunderte lang Luchse auch in den Alpen weit verbreitet. Auf bayerischer Seite wurde der letzte 1897 erlegt. Gegenwärtig sind aber nur in den Schweizer Alpen einige wenige unterwegs, außerdem im Dreiländereck von Slowenien, Italien und Österreich. Vom Berchtesgadener Land aus gesehen lebt die nächste Kolonie in Oberösterreich im Nationalpark Kalkalpen. Der ist 120 Kilometer entfernt. Für Luchse, die sich sehr langsam ausbreiten, ist das eine weite Strecke. In den Bergen kommt hinzu, dass hohe Pässe oberhalb der Baumgrenze, aber auch hochalpine Gebirgsketten eher Barrieren für die Raubkatzen darstellen. Sie bevorzugen dichte, wildreiche Wälder. Der Raubtierexperte Ulrich Wotschikosky hält es denn auch für möglich, dass es sich bei dem Berchtesgadener Luchs um ein ausgesetztes Tier handeln könnte. "Solche Fälle hatten wir schon öfter." Es gibt aber auch Luchse, die sehr weit wandern. Vor Jahren marschierte eine Raubkatze, der Forscher einen Sender umgeschnallt hatten, vom schweizerischen St. Gallen bis ins Trentino. Mit 250 Kilometer Luftlinie ist das der längste bisher dokumentierte Weg eines Luchses durch die Berge.