TV-Duell zur Landtagswahl:Söder demonstrativ selbstsicher, Hartmann angriffslustig

Söder und Hartmann beim TV-Duell zur Landtagswahl

CSU-Mann Markus Söder und Grünen-Spitzenkandidat Ludwig Hartmann beim TV-Duell.

(Foto: dpa)

Im Fernsehduell schenken sich Bayerns Ministerpräsident und sein Herausforderer von den Grünen nichts. Eine Koalition will dennoch keiner endgültig ausschließen.

Von Katja Auer, Lisa Schnell und Wolfgang Wittl

Ein demonstrativ selbstsicherer Ministerpräsident, ein angriffslustiger Herausforderer und ein bisweilen hilfloser Moderator - das war das erste Fernsehduell zwischen Markus Söder (CSU) und Grünen-Spitzenkandidat Ludwig Hartmann. Die Vertreter der beiden Parteien, die Umfragen zufolge die meisten Bayern miteinander regieren sehen möchten, schenkten sich nichts im Live-Duell im Bayerischen Fernsehen am Donnerstagabend. BR-Chefredakteur Christian Nitsche kam da als Moderator oft gar nicht zu Wort.

Die Kontrahenten im blauen Anzug, der eine, Söder, mit weißem Hemd und Krawatte, der andere, Hartmann, mit hellblauem Hemd und Grünen-Sticker, erweckten nicht den Eindruck, als ob eine schwarz-grüne Koalition ihre Wunschvorstellung sein könnte. Auf die direkte Frage von Nitsche zeigte sich Hartmann dennoch gesprächsbereit. "Wir wollen gestalten", sagte er, also könne man mit den Grünen jederzeit über "ökologische und gerechte Regierungspolitik" reden. Söder betonte die "sehr, sehr großen Unterschiede", die Grünen hätten ein "ziemliches spießiges" Wahlprogramm, das "alte Kamellen und Feindbilder" pflege. Aber letztendlich, das räumte Söder ein, entscheide der Wähler.

Dass er am liebsten alleine weitermachen würde, daran blieb freilich auch im TV-Duell kein Zweifel, sein gönnerhafter Ton und die mehrmalige Beteuerung, dass er Hartmann gut zuhöre, taten das Übrige. Er wurde nicht müde zu betonen, dass Bayern in Deutschland Spitze sei. Gerne mit dem Verweis auf andere Bundesländer, in denen andere Parteien regierten, "auch ihre", sagte er an Hartmann gewandt. "Das tut ein bisschen weh, aber an Fakten kommt man nicht vorbei", sagte Söder als er anführte, dass das Wirtschaftswachstum im grün regierten Baden-Württemberg stark eingebüßt habe. Selbst den Verweis auf das Hin und Her im politischen Berlin, an dem die CSU wahrlich nicht unbeteiligt ist, münzte Söder zur Wahlempfehlung für die CSU um. Denn wer ein Gegenmodell zu Berlin haben wolle, also keine Koalition, die sich täglich zerfleische, der müsse nach Bayern schauen. Das Land wiederum werde mit sieben Parteien im Landtag "völlig instabil". Hartmann hielt dagegen, dass es doch CSU-Chef Seehofer persönlich sei, der Chaos und Instabilität auslöse.

Der Grünen-Herausforderer zeigte sich angriffslustig, er ging Söder beim Wohnungsbau an, beim Flächenverbrauch, der Flüchtlingspolitik, dem Polizeiaufgabengesetz. Auch Söders Kreuzerlass kritisierte er scharf. Er selbst "würde für eine Politik sorgen, die christliche Werte im Fokus hat", sagte Hartmann. Den Zusatz zum Amtseid, "so wahr mir Gott helfe", würde er aber nicht sprechen, sollte er Ministerpräsident werden. Glaube sei für ihn Privatsache.

Es war vielleicht das kämpferischste in der kurzen Geschichte der bayerischen TV-Duelle und das erste zwischen einem CSUler und einem Grünen . Die sind den aktuellen Umfragen zufolge derzeit zweitstärkste Kraft, deutlich vor der SPD.

Die jeweiligen Unterstützer feiern ihre Frontmänner nach dem Auftritt, den Sieg reklamiert jedes Lager für sich. "Hat Spaß gemacht", sagt Hartmann, und dass es wohl gelungen sei, die inhaltlichen Unterschiede deutlich zu machen. Was eine Koalition betreffe, sei er "bei dem Thema genauso drauf wie vor dem Duell". Söder gibt sich bis zuletzt staatsmännisch. "Ich fand's für die bayerische Demokratie sehr gut", sagt er zum Duell. Und eine Koalition? "Kann sich jeder vorstellen, wie kompliziert es wird." Als Söder gerade noch mit Journalisten redet, abseits der Kameras, kommt Hartmann vorbei. "Ich hab Sie gerade gelobt", sagt Söder. "Danke", sagt Hartmann. Beides klingt aufrichtig.

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