Trotz Vollzeit-Beschäftigung:Immer mehr Menschen haben einen Nebenjob

Immer mehr Menschen in Bayern reicht ein Job für ihren Lebensunterhalt nicht mehr aus. Zum Jahreswechsel gab es im Freistaat fast 570 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, die neben ihrem Hauptjob mindestens einer zusätzlichen geringfügigen Beschäftigung nachgingen. 350 000 davon waren sogar sozialversicherungspflichtig in einem Vollzeitjob beschäftigt. Im Jahr 2003 waren es noch rund 190 000 Menschen gewesen, die nebenher arbeiten mussten. Das geht aus der Antwort der Staatsregierung auf eine Anfrage der Landtags-SPD hervor.

Insgesamt hatten demnach im vergangenen Jahr 660 000 Menschen in Bayern einen Nebenjob. 380 000 davon waren Frauen, also deutlich mehr als die Hälfte. 50 000 Menschen im Freistaat hatten sogar mehrere Minijobs gleichzeitig, ohne dabei in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis zu stehen. Angesichts dieser Zahlen forderte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Angelika Weikert, die Staatsregierung zu Gegenmaßnahmen auf. Eine Möglichkeit sei, sich für ein weiteres Stärken der Tarifbindung und das Eindämmen atypischer Beschäftigungsverhältnisse einzusetzen. "Das Ziel muss sein, die Menschen in nachhaltige, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu bringen und dort anständig zu entlohnen", sagte Weikert. "Denn wer einen anständig bezahlten Vollzeitjob hat, braucht keinen Nebenjob."

Dennoch sind die Aussichten für Arbeitssuchende in Bayern weiter gut. Laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wird die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in diesem Jahr auf 5,572 Millionen steigen. Das entspräche einem Zuwachs um 2,1 Prozent. Die Arbeitslosigkeit soll um 5 800 Menschen auf 228 600 zurückgehen - ein Minus von 2,5 Prozent. Gegenüber den Prognosen für 2017 sind die neuen Schätzungen etwas vorsichtiger. Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft wertet das als Zeichen, "dass der steigende Fachkräftemangel zum Wachstumshemmnis für bayerische Unternehmen wird". So fänden sich in den Bereichen Mechatronik, Energie, Elektro, Bauplanung, Architektur und Vermessung kaum noch Fachkräfte. Bundesweit waren laut IAB im Dezember 2017 rund 1 183 000 offene Stellen bei den Arbeitsagenturen gemeldet.

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