Süddeutsche Zeitung

Trotz BayernLB-Debakel:Sparkassenverband bleibt in CSU-Hand

Lesezeit: 2 min

Bayerns Sparkassen sollen weiter von einem CSU-Politiker geführt werden, trotz hoher - von der CSU zu verantwortender - Ausfälle bei der Landesbank.

K. Ott

Im Bayerischen Sparkassenverband werden nach Informationen der Süddeutschen Zeitung vier Kommunalpolitiker als mögliche Nachfolger von Präsident Siegfried Naser betrachtet, der Ende Januar wegen des Skandals um die Landesbank zurücktritt.

Nach Angaben aus Verbandskreisen sind neben Landrat Theo Zellner aus Cham auch dessen Kollege Ulrich Reuter aus Aschaffenburg sowie die Oberbürgermeister von Kempten und Erlangen, Ulrich Netzer und Siegfried Balleis, im Gespräch.

Alle vier Politiker gehören der CSU an. Als Favorit gilt Zellner, dem als Präsident des Landkreistags die besten Chancen bescheinigt werden. "Wenn der Chef des Landkreisverbands seinen Hut in den Ring wirft, dann ist das eine starke Position", heißt es aus dem Vorstand des Sparkassenverbandes.

Im Verbandsvorstand werden laut SZ trotz des Debakels bei der Landesbank, für das CSU-Spitzenpolitiker aus der früheren Regierung von Edmund Stoiber verantwortlich sind, möglichen Bewerbern mit anderen Parteibüchern keine Chancen eingeräumt.

Milliardenverlust für Bayern

Die Sparkassen haben bei der Landesbank bereits 400 Millionen Euro verloren. Weitere Abschreibungen in Höhe von 350 Millionen Euro drohen. Der scheidende Sparkassen-Präsident Naser hatte jahrelang an führender Stelle im Verwaltungsrat der Landesbank gewirkt und dort 2007 den Kauf der österreichischen Finanzgruppe Hypo Alpe Adria betrieben. Das fehlgeschlagene Engagement bei der Hypo Alpe Adria kostet den Freistaat und die Landesbank 3,7 Milliarden Euro.

Naser, der öffentlich bereits seit längerem in den Kritik steht, tritt wegen dieses Debakels zurück. Auch Naser war als CSU-Kommunalpolitiker an die Spitze des Sparkassenverbandes gerückt. Er war zuvor Landrat von Kitzingen gewesen. Im Herbst 2008 hatte Naser dann nach acht Amtsjahren als Sparkassenpräsident sein CSU-Parteibuch zurückgegeben, um seine parteipolitische Neutralität und Unabhängigkeit zu demonstrieren.

Die vier Kandidaten für seine Nachfolge haben bislang dem Verwaltungsrat der Landesbank nicht angehört. Drei der möglichen Bewerber, Zellner, Reuter und Netzer, sind Mitglied im Vorstand des Sparkassenverbands. Balleis ist ebenfalls bei den kommunalen Kreditinstituten aktiv, er ist Vizechef des Kontrollgremiums der Kreis- und Stadtsparkasse Erlangen. Balleis gehört außerdem dem Landesvorstand und dem Präsidium der CSU an.

Auf jeden Fall ein Kommunalpolitiker

Im Vorstand des Sparkassenverbandes heißt es weiter, es solle auf jeden Fall ein Kommunalpolitiker neuer Präsident werden. Bank-Manager kämen nach den Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre in der Finanzbranche nicht in Frage, man brauche jemandem mit einem "gesunden Menschenverstand".

Anders als in früheren Zeiten wolle man auch keinen Regierungsvertreter zum Sparkassen-Präsidenten wählen, heißt es weiter aus Verbandskreisen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.58162
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 02.01.2010
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.