Treffen junger CSU-Politiker:Guttenbergs Privatleben

Internes Treffen jüngerer CSU-Politiker

Der ehemalige Wirtschafts- und Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) bei der Ankunft in Neufahrn.

(Foto: dpa)
  • Zu einer Gesprächsrunde in Niederbayern kommen etwa 40 CSU-Jungpolitiker. Eingeladen hat unter anderem Karl-Theodor zu Guttenberg.
  • Angeblich ging es aber nicht darum, den Weg für die Rückkehr des ehemaligen Bundesministers zu ebnen. Guttenberg selbst versicherte, er sei "privat hier".

Von Wolfgang Wittl, Neufahrn

Eine Meinungsäußerung wäre beim Politischen Aschermittwoch in der Passauer Dreiländerhalle fast untergegangen: Ein Mann marschierte mit einem großen Schild durch die Reihen der CSU-Anhänger. Darauf stand: "Welcome in Bavaria Karl-Theodor." Zwei Tage später ist er dann wirklich da - der Mann, der die Fantasien in der CSU immer noch zu beflügeln versteht wie kein anderer.

Der bereits als Kanzlerkandidat gehandelt wurde und dann wegen einer falschen Doktorarbeit ins politische Exil in die USA ging. Der als Wirtschaftsminister großspurig am Broadway posierte und nun klammheimlich in die niederbayerische Provinz reiste.

War es wirklich nur ein Treffen unter Freunden?

Welche Wirkung Karl-Theodor zu Guttenberg, 43, auf seine Umgebung ausübt, war am Freitag bei seiner Ankunft im Schlosshotel Neufahrn zu beobachten. Jeder noch so banale Schritt wurde ausgeleuchtet: Kameras hielten drauf, wie er an der Rezeption eincheckte, selbst Reporter von People-Magazinen waren seinetwegen gekommen. Der Baron präsentierte sich leger im blauen Shirt und beigefarbenen Sakko, als wollte er den inoffiziellen Charakter der Veranstaltung unterstreichen, die die CSU seit Tagen in Atem hält.

War es wirklich nur ein Treffen unter Freunden, die über den politischen Tellerrand hinausblicken wollen, wie Gastgeber Manfred Weber versicherte? Steckte mehr dahinter, wie andere fürchteten? Sollten erste Weichen für eine Rückkehr Guttenbergs auf die große Bühne gestellt werden?

Auch der frühere Schachweltmeister Kasparow hat einen Auftritt

Er sei lediglich "privat hier", sagte Guttenberg und entschwand ins Hotel. Teilnehmer berichten, der "KT" sei von dem Rummel um seine Person eher genervt als begeistert gewesen. Gut 40 CSU-Jungpolitiker waren Webers Einladung gefolgt, die meisten zwischen 30 und 45 Jahre alt. Von einem konspirativen Treffen oder einer beginnenden Revolution sei man weit entfernt gewesen, berichten Gäste. Vielmehr habe man so erstaunt wie amüsiert zur Kenntnis genommen, was in die Veranstaltung alles hineininterpretiert worden sei.

Die Klausur startete mit dem österreichischen Außenminister Sebastian Kurz und den Schwerpunkten Ukraine, Islamischer Staat sowie Integration. Der frühere Schachweltmeister Garri Kasparow sprach über internationale Sicherheit und russische Innenpolitik. Am Samstag schloss die Tagung mit einem Vortrag von Unicredit-Chef Theodor Weimer über Finanzmärkte im Euroraum. "Hochinteressant" seien die Diskussionen gewesen, sagt einer, der zum ersten Mal dabei war. Und wie angenehm es gewesen sei, abseits der Tagespolitik thematisch endlich wieder einmal in die Tiefe zu gehen.

Die Inhaltsleere der CSU in Sachen internationaler Politik

Sätze wie diese belegen nicht nur die Inhaltsleere der CSU in internationalen Fragen. Sie erklären auch die wachsende Sehnsucht nach einem Mann wie dem früheren Verteidigungsminister. Guttenberg, Weber und der ehemalige bayerische Finanzminister Georg Fahrenschon moderierten die Auftritte. Alle drei sind sich aus JU-Tagen verbunden, doch nur Weber spielt derzeit eine aktive politische Rolle. Manch einer in der Partei glaubt, das Treffen könne ihm schaden. Aus Webers Umfeld heißt es, man habe schon öfter solche Gesprächsrunden veranstaltet. Die Aufregung sei daher nicht nachzuvollziehen.

So nahe sich Guttenberg und Weber politisch stehen, so unterschiedlich sind sie als Typen. Hier der fränkische Charismatiker aus dem Adelshaus, dessen Stern in einem Tempo aufging und verglühte, wie es die Partei noch nicht erlebt hatte. Dort der vermeintlich biedere Niederbayer Weber, der seinen Einfluss außerhalb Horst Seehofers Reichweite Schritt für Schritt vergrößert: Als Vorsitzender des Bezirksverbands und Sprecher der EVP-Fraktion im Europaparlament zählt der 42-Jährige inzwischen zu den christsozialen Schwergewichten.

Aigner und Söder waren nicht eingeladen

Allerdings weiß jeder in der CSU, wie schwer es einem fällt, außerhalb von Bayern eine Hausmacht um sich zu scharen - besonders von Brüssel aus. Mit Netzwerken ist Weber seit seiner Zeit als bayerischer JU-Chef bestens vertraut, der Gesprächskreis ist ein Relikt aus dieser Zeit.

Dass Weber in absehbarer Zeit an einer Rückkehr nach München oder Berlin interessiert ist, gilt als unwahrscheinlich. Zweifellos wird er jedoch ein Wort mitreden wollen, wenn vom kommenden Jahr an die Personaldebatten für die Wahlen im Bund (2017) und Land (2018) beginnen. Ilse Aigner und Markus Söder, die derzeit aussichtsreichsten Kandidaten für die Nachfolge von Ministerpräsident und Parteichef Seehofer, waren in Neufahrn nicht eingeladen. Ein Name wie Guttenberg könnte die Statik schnell ins Wanken bringen. Söder sagte in Passau, er sehe das sehr entspannt. Er werde schon erfahren, was in Neufahrn so alles besprochen werde.

Seehofer dürfte Guttenbergs 24-Stunden-Intermezzo nicht ungelegen gekommen sein. Je stärker sich potenzielle Rivalen neutralisieren, desto größer sind seine Chancen, den von ihm gewünschten geordneten Übergang tatsächlich ohne vorzeitige Ablösung hinzubekommen. Der Mann, der in Passau für Guttenberg demonstrierte, ist übrigens glühender Seehofer-Fan.

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