Jedes kleine Kind, das sich den Finger in der Tür einzwickt, lernt schnell: Schmerz gehört zum Leben. Müsste nicht unbedingt sein, werden sich die meisten Erwachsenen denken. Aber es gibt ja auch noch die Anhänger des TSV 1860 München, die ohne Schmerz wohl schon nicht mehr leben könnten. Einfach, weil sie ihn seit Jahrzehnten von ihrem Verein gewohnt sind. Die Löwen sind Champions-League-Sieger im Verschieben der Fan-Schmerzgrenze. Doch je mehr es weh tut, desto mehr werden sie geliebt.
Das muss man nicht verstehen, aber man kann es nutzen. Beim Testspiel der Sechzger am Sonntag in Kirchanschöring lässt der Traunsteiner Landrat Siegfried Walch (CSU) für einen sozialen Zweck die Autonummer TS-V-1860 versteigern, die nur in seinem Landkreis zu haben ist. Am Eingang des Stadions werden Boxen stehen, in die jeder sein Gebot werfen kann. Am Ende des Spiels wird der Gewinner bekanntgegeben.
Wer will dieses Autokennzeichen?
Nun fragt man sich, wer mit Geld für 60 um sich schmeißt? Vielleicht Werner Lorant, der im nahen Waging wohnt und die dortige Mannschaft jüngst als Feuerwehr-Trainer zum Klassenerhalt führte. Er könnte mit dieser Nummer in München vorfahren, um auch dem letzten Verantwortlichen zu zeigen, dass ein Löwe keinen Bayern-Ableger Magath braucht, wenn ein beinharter Trainer gesucht wird. Möglicherweise steigern inkognito aber auch FC-Bayern-Anhänger vom Fanclub "De rodn Waginger" mit. Wenn sie das Schild verschwinden lassen, wäre es für zehn Jahre gesperrt.
Oder findet sich auf diese Weise gar ein neuer Investor? Wer könnte die Scheich-Idee noch toppen? International sollte er bei einem Weltverein schon sein, aber vielleicht doch mit Wurzeln im Freistaat. Ein bayerisch-tschechisch-österreichisches Drogenkartell vielleicht? Der Patron könnte im Lamborghini mit der Nummer TS-V-1860 bei der Geschäftsstelle vorfahren und seine Ware gleich verkaufen. Die Sitzungen der Vereinsgremien würden jeden Realitätsbezug verlieren. Die Spieler würden erst kurz vor dem sicheren Aufstieg bemerken, dass sie auf einem Abstiegsplatz stehen. Und die Fans würden schmerzerfüllt aber glücklich zu ihrem Verein stehen. Alles wäre wie immer.
