Abstimmung im Februar:Stimmen fürs Klima

Die Stadt Traunstein will sich per Bürgerentscheid Rückendeckung für ihr Klimaschutzkonzept holen. Eine Initiative sammelt derweil Unterschriften für noch größere Anstrengungen .

Von Matthias Köpf, Traunstein

Der Heilig-Geist-Steg zum Beispiel passt der Stadt Traunstein da wohl bald nicht mehr so gut ins Konzept. Dabei ist es noch nicht einmal zwei Jahre her, dass sich seine zunächst weit auseinanderklaffenden Bauteile doch noch zueinander fügten. Außerdem dient die schmale Brücke über die B 304 nur Fußgängern und Radlern, also Menschen, die sich gerade klimafreundlich fortbewegen. Andererseits haben die elektrischen Heizmatten, die im Belag des neuen Stegs verbaut sind und ihn auch im Winter schnee- und eisfrei halten sollen, allein im ersten Jahr rund 69000 Kilowattstunden Strom verbraucht. Die Stadt hat das etwa 19000 Euro gekostet, obwohl sie bei ihren eigenen Stadtwerken einen günstigen Tarif bekommt. Das Stegheizen geht also ins Geld, aber vor allem passt es eben nicht ins Klimaschutzkonzept, das der Traunsteiner Stadtrat im vergangenen September einstimmig beschlossen hat. Für dieses Konzept will die Stadt nun möglichst auch ihre Bürger begeistern. Die sollen sich am 20. Februar per Bürgerentscheid zu den gemeinsamen Zielen bekennen.

Bis 2030 soll die Stadtverwaltung samt Stadtwerken und anderen Anhängseln klimaneutral werden, bis 2040 dann Traunstein als Ganzes. So steht es in dem Konzept, das auf seinen immerhin 80 Seiten auch etliche konkrete Vorschläge enthält, wie dieses Ziel zu erreichen wäre. Die Ideen - viele davon stammen von von den Bürgern selbst - reichen vom Erzeugen regenerativer Energie über den emissionsfreien Verkehr bis zur Ernährung mit regionalen und saisongerechten Lebensmitteln aus Bio-Anbau. Was den Ausstoß an klimaschädlichem Kohlendioxid betrifft, sind die Stadtwerke der größte Einzelposten. Den eigenen Strom- und Gasversorger nach und nach zu dekarbonisieren und stattdessen auf Solar- und Windstrom sowie Biogas und Geothermie umzustellen, wird nach einer Berechnung aus dem Rathaus wohl einen dreistelligen Millionenbetrag kosten.

Auch wenn die Traunsteiner das Rad der Nachhaltigkeit nicht komplett neu erfunden haben, so würden sie sich mit all dem nach Ansicht ihrer Stadträte doch auf den richtigen Weg machen. Oberbürgermeister Christian Hümmer (CSU) nennt das "eines der ambitioniertesten Projekte der Stadtgeschichte", wobei Traunstein diesen Ehrgeiz mit zahlreichen anderen Kommunen teilt. Inzwischen will auch die bayerische Staatsregierung bis 2023 sich selbst und dann spätestens bis 2040 den ganzen Freistaat klimaneutral gestalten.

Angesichts dessen gibt es auch in Traunstein einige Menschen, denen die Pläne der Stadt bei Weitem noch nicht ehrgeizig genug sind. Die Initiative "Klimaaufbruch Traunstein Jetzt" erkennt zwar das städtische Klimaschutzkonzept erklärtermaßen als "Meilenstein" an - allerdings als einen, den die Stadt ohnehin bald kraft Gesetzes werde erreichen müssen. Die Initiative selbst will die volle Klimaneutralität der Stadt dagegen schon bis spätestens 2030 durchsetzen, also zehn Jahre früher als nach den Plänen aus dem Rathaus. Nur so könne Traunstein seinen Beitrag zu dem Ziel leisten, den weltweiten Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Viele der eigenen Mitglieder haben nach Angaben der Initiative zwar aktiv am Klimaschutzkonzept der Stadt mitgearbeitet, allerdings seien zahlreiche ihrer Ideen am Ende nicht in das Papier eingegangen. Sie sammeln deshalb Unterschriften für ein eigenes Bürgerbegehren, das sie dem Ratsbegehren zum Klimaschutzkonzept weniger entgegensetzen als vielmehr zur Seite stellen wollen. Noch fehlen ihnen dafür allerdings noch ein paar Hundert Unterschriften, sodass die Traunsteiner am 20. Februar zunächst nur über das Klimaschutzkonzept der Stadt abstimmen können.

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