Trassen in Bayern:Stromabwärts

Wäre doch toll: Hässliche Stromleitungen einfach unter die Erde verbannen - aber ist das so einfach? Die Technik gibt es bereits.

Von Georg Etscheit

Wäre doch toll: Hässliche Stromleitungen einfach unter die Erde verbannen - aus den Augen, aus dem Sinn. Aber ist das so einfach? Zumindest technisch stellt die Erdverkabelung selbst von Hoch- und Höchstspannungsleitungen mit bis zu 380/400 Kilovolt kein Problem mehr dar. Es gibt mehrere Techniken. Am innovativsten ist die Methode, den Strom durch mit Gas isolierte Leitungen zu schicken.

Dabei wird der Strom in einem metallenen Rohr transportiert, das wiederum in einem anderen Rohr steckt. Zwischen den Rohren befindet sich ein Isolator, meist das Gas Schwefelhexafluorid. Es darf nicht entweichen, weil es ein hochwirksamer Klimakiller ist. Bei der traditionelleren Technik kommen bis zu armdicke Kupfer- oder Aluminiumkabel zum Einsatz, die mit mehreren Schichten aus Hightech-Kunststoffen isoliert sind. Sie müssen für jedes Projekt maßgeschneidert werden.

Vorteil der Erdkabel: Man sieht sie nicht, sie erzeugen fast keinen Elektrosmog und es können keine Vögel zu Tode kommen. Zudem ist die Ausfallrate etwa durch Blitzeinschläge oder Beschädigungen durch Luftfahrzeuge geringer. Nachteil: Die Trassen müssen offen gehalten werden, um im Falle eines Schadens an die Kabel heranzukommen.

Je höher die Spannung ist, desto schneller wird das Kabel verstopft

Wenn, wie üblich im deutschen Netz, Drehstrom transportiert werden soll, muss zudem in regelmäßigen Abständen mit speziellen Spulen an der Erdoberfläche die "Blindleistung" kompensiert werden. Das ist ein Stromfluss, der das elektromagnetische Feld aufrechterhält. Je höher die Spannung ist, desto schneller wird das Kabel von der Blindleistung gewissermaßen verstopft. Bei der Übertragung von Gleichstrom, wie auf den geplanten "Stromautobahnen", entfällt dieses kostspielige Problem allerdings.

Die Kosten sind ohnehin der Knackpunkt bei der Frage: Freileitung oder Erdkabel? Eine vom Umweltbundesamt in Auftrag gegebene Studie des Energieforschungszentrums Niedersachsen kommt zum Ergebnis, dass Erdkabel drei- bis fünfmal so teuer sind. Je höher die Spannung, desto höher die Kosten. Für den Langstreckentransport großer Drehstromkapazitäten sind Freileitungen in Sachen "Gesamtwirtschaftlichkeit" nach allgemeiner Expertenmeinung unschlagbar. Ob eine Gesellschaft sich Erdkabel leisten will, ist eine politische Entscheidung.

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