Tourismus:Bayern bei Urlaubern so beliebt wie nie

dpa-Story: Schloss Neuschwanstein

Schloss Neuschwanstein ist eine der Sehenswürdigkeiten, die in der Beliebtheit der Touristen ganz weit oben steht.

(Foto: dpa)

Das liegt auch an den Kurorten, die viel Geld investierten, um wieder attraktiver zu werden. Aus dem Ausland kommen vor allem Niederländer, aber auch immer mehr Chinesen und Araber in den Freistaat.

Von Maximilian Gerl

Immerhin ganze zwölf Monate lang galt 2015 als Rekordjahr für den bayerischen Tourismus. Bis zum Montag. Da erschien die Bilanz für 2016, zum fünften Mal in Folge mit neuen Rekorden. "Noch nie kamen so viele Menschen nach Bayern, noch nie gab es so viele Übernachtungen", sagte Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) bei der Vorstellung der Jahresbilanz. "Damit ist 2016 das erfolgreichste Tourismusjahr des Freistaats überhaupt."

Heißt in Zahlen: Im vergangenen Jahr besuchten 35,4 Millionen Menschen den Freistaat, 3,5 Prozent mehr als 2015. Die Übernachtungen stiegen um knapp drei Prozent auf 90,8 Millionen.

Wesentlichen Anteil an den neuen Rekordzahlen haben die bayerischen Heilbäder und Kurorte. Sie haben in den vergangenen Jahren gemeinsam 200 Millionen Euro investiert: in neue Bäder und Kneippanlagen, in Kurmittelhäuser, in Rad- und Wanderwege. Das zahlt sich jetzt aus. Die Heilbäder und Kurorte kamen 2016 auf 23,5 Millionen Übernachtungen - das ist etwa ein Viertel aller Übernachtungen im Freistaat. "Unter den Top-12-Destinationen in Bayern sind acht Heilbäder und Kurorte", sagte Klaus Holetschek, der Vorsitzende des Bayerischen Heilbänder-Verbandes. Für die kommenden Jahre seien bereits weitere Investitionen geplant. In Oberstdorf etwa wird die Therme erneuert. Kostenpunkt: etwa 20 Millionen Euro.

Ein weiterer Faktor sind ausländische Touristen. 2007 zählte der Freistaat noch etwa sechs Millionen Ankünfte aus dem Ausland. 2016, fast zehn Jahre später, sind es bereits 8,5 Millionen. Am liebsten kommen die Niederländer nach Bayern, 831 000 Ankünfte wurden registriert, gefolgt von Österreichern und US-Amerikanern. Die großen prozentualen Zuwächse gibt es aber anderswo. So wurden im vergangenen Jahr 423 000 Gäste aus China und Hongkong bayernweit gezählt. Das sind 313 Prozent mehr als noch 2007. Ähnliches gilt für Gäste aus den arabischen Golfstaaten. Sie kommen auf 257 000 Ankünfte - eine Steigerung von 263 Prozent.

Das Plus im Tourismus verteilt sich über ganz Bayern. Gegenüber 2007 verzeichnen alle vier Tourismusregionen mehr Übernachtungen und Ankünfte. Allerdings gibt es teils deutliche Unterschiede. Führend bleibt die Region Oberbayern, die in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Ankünfte um 40 Prozent auf 16 Millionen erhöhte. Schwaben steigerte sich vergleichsweise mehr, nämlich um 45 Prozent, kommt aber trotzdem auf "nur" 5,1 Millionen Ankünfte in 2016. Nach Franken reisten 8,9 Millionen Gäste, 27 Prozent mehr als 2007. Ostbayern steigerte sich um 20 Prozent auf 5,1 Millionen Besucher, was vor allem an der Oberpfalz liegt. In Niederbayern dagegen stagnieren die Zahlen, wenn auch auf hohem Niveau: 2007 wurden 11,8 Millionen Übernachtungen gezählt. 2016, zehn Jahre später, waren es gerade mal 0,2 Prozent mehr.

Reisende geben in Bayern jährlich mehr als 31 Milliarden Euro aus, mehr als 560 000 Beschäftigte leben in Bayern vollständig vom Tourismus. Der Freistaat hat also ein gewisses Interesse, als Urlaubsland bekannt zu sein. Die Opposition im Landtag sieht deshalb in den Zahlen auch eine Warnung. "Wir brauchen ein schlüssiges Gesamtkonzept für die nachhaltige Tourismusentwicklung in Bayern", sagte Martina Fehlner (SPD). Es müssten konkrete Maßnahmen getroffen werden, um Mittelgebirgs- und Alpenregionen dabei zu unterstützen, "sich unabhängiger vom Schnee zu machen und Alternativangebote zu entwickeln".

Das Wirtschaftsministerium indes will mit einem Sonderprogramm reagieren: der "Premiumoffensive Tourismus". Wer qualitativ in seine Gaststätte investiert - indem er zum Beispiel Zugänge barrierefrei ausbaut -, soll staatliche Hilfen erhalten. 2017 stünden fünf Millionen Euro bereit, 2018 zehn, so Aigner. "Davon profitieren nicht nur Tourismusbetriebe, sondern der gesamte Tourismusstandort", Handwerker genauso wie der Einzelhandel. Oder wie es Aigner plakativ formuliert: "Im Freistaat soll besser gegessen, besser gelebt, besser geschlafen werden." Damit es auch im nächsten Jahr neue Rekordzahlen gibt.

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