Requiem im Vatikan:Ein letztes Geleit für den bayerischen Papst

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Bayerischen Gebirgsschützen auf dem Petersplatz sind als Fotomotiv fast so beliebt wie die Schweizer Garde. 2006 pilgerten 500 Schützen in einer großen Wallfahrt zu Papst Benedikt XVI. Nun werden sie ihm auch die letzte Ehre erweisen. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Die Bayern machen sich noch einmal auf den Weg nach Rom, vielleicht zum letzten Mal in dieser Zahl. Der Ministerpräsident, die Gebirgsschützen, die einfachen Pilger - zur Totenmesse für Benedikt XVI. kommen sie alle auf den Petersplatz.

Von Katja Auer

Freilich fahren sie nach Rom, "wir kommen nicht nur zum Geburtstag, sondern auch zur Beerdigung, so ist das bei uns", sagt Martin Haberfellner, der Landeshauptmann der bayerischen Gebirgsschützen. Mit wahrscheinlich fünf Bussen werden sich die Schützen auf den Weg machen, wieder einmal, vielleicht zum letzten Mal, um Papst Benedikt XVI. bei der Totenmesse auf dem Petersplatz die letzte Ehre zu erweisen.

"Wir haben da ja Übung", sagt Haberfellner, viele Male haben sie den früheren Kardinal Joseph Ratzinger seit seiner Wahl zum Papst 2005 und noch öfter nach seinem Rücktritt 2013 besucht. Trotzdem sei es eine Herausforderung, die Fahrt in wenigen Tagen zu organisieren, "aber vielen Schützen ist das eine Herzensangelegenheit".

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Der Papst und die Gebirgsschützen, das war eine lange und innige Verbindung. Benedikt XVI. war seiner bayerischen Heimat tief verbunden, er schätzte die Traditionen, das Brauchtum, die Marienverehrung, das alte katholische Bayern eben, all das, wofür die Gebirgsschützen in bilderbuchhafter Weise stehen, die sich selbst als Beschützer der bayerischen Volkskultur sehen. In der Kompanie Tegernsee war Benedikt Ehrenmitglied.

Landeshauptmann Haberfellner war allein schon um die zwölf Mal zu Besuch bei Benedikt, erzählt er, zuletzt zu dessen 95. Geburtstag im April. "Er war gebrechlich", sagt er, "aber wach und interessiert." Über seine Jugend in Traunstein hätten sie gesprochen und über Leute, die er von früher gekannt habe. Als "freundlich und herzlich" habe er Benedikt stets erlebt, sagt der Landeshauptmann, und als "ganz normal".

Zur Einführung von Papst Benedikt XVI. 2005 rückten die Gebirgsschützen im Vatikan an, ein Jahr später gab es eine große Wallfahrt und freilich kamen sie auch zur Verabschiedung 2013. Und dazwischen zu Geburtstagen und Jubiläen, nach dem Rücktritt noch öfter als zuvor, weil der emeritierte Papst da einfach mehr Zeit hatte. Jedes Mal waren sie beliebtes Fotomotiv auf dem Petersplatz. "Ja, wir haben einen gewissen Wiedererkennungswert", sagt Haberfellner. Auch ohne Gewehre, die bleiben daheim, zu groß wäre der bürokratische Aufwand, wenn die Schützen mit ihren Waffen aufmarschieren wollten.

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Am Requiem teilnehmen wird auch Ministerpräsident Markus Söder, der mit einer bayerischen Delegation nach Rom fliegen will. Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft werden dabei sein, heißt es, wer genau, das setzt sich gerade erst zusammen. "Es ist eine große Ehre, auch für viele, die dabei sein werden, am Requiem teilzunehmen", sagte Söder am Montag, nachdem er sich in der Münchner Residenz in ein Kondolenzbuch eingetragen hatte.

Für Kurzentschlossene bietet das bayerische Pilgerbüro Reisen mit der Teilnahme an der Totenmesse an. Drei Busse werden es wohl, sagt ein Sprecher, seit der Nachricht vom Tod Benedikts am Silvestertag gebe es Anfragen. Reisen nach Rom gehören zum Standardprogramm des Pilgerbüros, während des Pontifikats habe es jedoch einen "Benedikt-Peak" gegeben. Zwar erweise sich auch Papst Franziskus als Magnet, sagt ein Sprecher, aber ihren bayerischen Papst haben die Bayern eben doch besonders gerne besucht.

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Neun Busse schickte das Pilgerbüro zur Amtseinführung 2005 in den Vatikan, ein Sonderzug mit 1000 Menschen war es zum 85. Geburtstag. Und auch zum Abschied kamen die Bayern noch einmal. Zur letzten Generalaudienz von Papst Benedikt 2013 reisten 400 Menschen mit dem Pilgerbüro nach Rom.

Inzwischen ist die Begeisterung abgeklungen, die zu Beginn des Pontifikats aufgeflammt war, nach dem Rücktritt wurde es ohnehin stiller um den Emeritus. Am Donnerstag jedoch könnte es noch einmal recht bayerisch zugehen auf dem Petersplatz. Ein letztes Mal vielleicht. "Nach Rom werden wir dann nimmer fahren", sagt jedenfalls Gebirgsschützen-Chef Martin Haberfellner.

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