Pottery Tutorials auf Youtube, selbstgemachte Keramik auf Instagram und Töpferkurse in hippen Großstädten. Das Arbeiten mit Lehm und Ton liegt voll im Trend. Und das, obwohl es sich hierbei um eine der ältesten Handwerkskünste überhaupt handelt. Gerade in Zeiten von Massenproduktion sehnen sich offenbar viele nach der Einzigartigkeit, die nur Handgefertigtes bieten kann.
Gut zu sehen ist dies etwa auf dem Dießener Töpfermarkt am Ammersee mit seinem idyllischen Ambiente, Blick auf das Kloster Andechs und die Alpen inklusive. Auch die Bayerische Seenschifffahrt steuert Dießen und seinen Markt an. Schon im Mittelalter war Dießen für seine Keramik bekannt. Heute beherbergt der Ort einen der größten Töpfermärkte Europas. Traditionell an Christi Himmelfahrt lockt die Veranstaltung jährlich Tausende Töpfer und Keramikliebhaber an den Ammersee, im vorigen Jahr waren es stolze 60 000.
Dieses Jahr präsentieren dort in den Seeanlagen am Ammersee etwa 160 Keramikhersteller aus zwölf Ländern ihre Waren, und sie kommen aus aller Welt. Die meisten aus Deutschland, aber auch aus ganz Europa, Usbekistan und China. Der keramischen Vielfalt sind dabei keine Grenzen gesetzt, von Gebrauchskeramik für Haus und Garten bis zu abstrakten Kunstwerken.
Höhepunkt des Marktes ist die jährliche Verleihung des Dießener Keramikpreises – dieses Jahr unter dem Motto „Farbspiele“. Am 29. Mai erhält der Gewinner das von der Brennofen-Firma Rohde gestiftete Preisgeld von 5000 Euro. Alle nominierten Wettbewerbsarbeiten bleiben bis zum 1. Juni im historischen „Traidtkasten“ am Marienmünster ausgestellt. Erstmals gibt es zudem einen zweiten Wettbewerb: Nachwuchskeramiker unter 36 Jahren konnten sich für den mit 2500 Euro dotierten Förderpreis bewerben. Ihre Werke sind während der Markttage im Blauen Haus zu sehen.

Während des Marktes führt ein Keramikweg durch die Marktgemeinde. Dann öffnen bekannte Dießener Werkstätten und Studios ihre Pforten und gewähren Einblicke in ihre Kunst. Ein weiterer Höhepunkt ist dieses Jahr die Ausstellung der preisgekrönten japanischen Künstlerin Ayaka Terajima im Taubenturm. In ihren Keramikskulpturen vereint sie die Ästhetik moderner Logistik-Philosophie mit der Pracht der japanischen Jōmon-Periode. „Jōmon“ bezieht sich auf das seilartige Muster der Tonwaren aus dieser Periode, die vor 15 000 Jahren begann und mehr als 10 000 Jahre bis zum Beginn der Yayoi-Periode andauerte.
„Was unseren Töpfermarkt so besonders macht ist, dass nicht nur Verkäufer teilnehmen, sondern auch Vertreter von namhaften Galerien, Museen und Keramiksammler aus ganz Europa“, sagt Pressesprecherin Maren Martell. Zusätzliche Anziehungskraft dürfte der diesjährige Schirmherr ausüben: Hans-Jürgen Buchner ist nicht nur ein großartiger Musiker und Kopf der Kultband Haindling, sondern auch gelernter Keramikermeister – eine ideale Wahl also.

Der Niederbayer bekam seinen Meisterbrief als Keramiker als der jüngste in Bayern an der renommierten Keramikschule Landshut. Viele Jahre war er mit seiner Frau erfolgreich mit der Töpferei in Straubing. Als Aussteller in Dießen war er nur einmal am Stand seines Keramikerfreundes Peter Bell vertreten. Den diesjährigen Töpfermarkt, der nun sein 25. Bestehen feiert, wird er mit ein paar Worten eröffnen. Ansonsten hofft er alte Kollegen und Bekannte aus der Keramikschule zu treffen. „Außerdem interessieren mich die Arbeiten der Aussteller. Besonders freue ich mich aber auf die morgendliche Dampferfahrt zur Eröffnung“, sagt er. Ob man auch musikalisch etwas von ihm hören wird, ist nicht bekannt.
Töpfermarkt Dießen, 29. Mai bis 1. Juni, 10–18 Uhr, Marktplatz 1, Dießen am Ammersee, diessener-toepfermarkt.de
Weitere Töpfermärkte in Bayern:
Wasserburg, 20./21. Juli, 10–18 Uhr, Wasserburg am Inn, am Rathaus, keramiko.de/toepfermaerkte
Traunstein, 12./13. Juli, 10–18 Uhr, Gelände des Wochinger Brauhauses, keramik-atlas.de
Landsberg am Lech, 12./13. Juli, 10–18 Uhr, entlang der St.-Laurent-du-Var-Promenade, sueddeutscher-toepfermarkt.de
Murnau, 30./31. August, Samstag 10–19 Uhr, Sonntag 10–17 Uhr, Kulturpark, keramik-atlas.de