Tiergarten Nürnberg:Kritische Tage für das Delfin-Baby

Nürnberger Delfinarium

Kinder schauen durch die Scheibe des Nürnberger Delfinariums - vom Jungtier gibt es noch keine Fotos (Symbolbild).

(Foto: dpa)

Die ersten 24 Stunden sind besonders kritisch - und die hat der neugeborene Delfin in der Nürnberger Lagune inzwischen überstanden. Doch Direktor Dag Encke bleibt nach unschönen Erfahrungen in der Vergangenheit vorsichtig.

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Nein, ein Foto vom Kalb will Dag Encke am Sonntagmorgen noch nicht freigeben, er sei da abergläubisch, sagt er. Solange er nicht mit hinreichender Gewissheit prognostizieren könne, dass der junge Delfin seine ersten Tage überleben wird, will der Nürnberger Tiergarten-Direktor vorsichtig bleiben. Schließlich hat man verstörende Erfahrungen gemacht mit den Jungtieren.

Vor sieben Jahren etwa: Da war ein neugeborener Delfin drei Tage nach der Geburt gestorben, offenbar weil das Muttertier nicht genug Milch produziert hatte. Das Kalb saugte, bekam aber zu wenig Nahrung. Immerhin diesen Fall glaubt Encke diesmal ausschließen zu können. Nachdem die Mutter Sunny in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ihr Junges zur Welt gebracht hatte, habe man den Blutzuckerspiegel des Neugeborenen bereits in den ersten Stunden untersucht. "Was das betrifft: Alles bestens", sagt Encke.

Binnen weniger Jahre starben sechs Jungtiere

Ganz entspannt sei insofern die Stimmung der Tierpfleger - und das ist nach der Misere in Nürnberg keine Selbstverständlichkeit. Großen Respekt vor der ersten Delfin-Geburt in der neuen Lagune habe man, hatte Encke in den vergangenen Monaten häufig betont. Immerhin könne man sich den Sturm der öffentlichen Entrüstung vorstellen, der ins Haus stehen würde, falls in der 31 Millionen Euro teuren Anlage erneut ein Delfinkalb sterben würde.

Vor dem Neubau waren in Nürnberg binnen weniger Jahre insgesamt sechs Jungtiere verendet, aus unterschiedlichen Gründen. Da ist der Druck diesmal enorm, auch wenn Encke betont, dass es selbst bei perfekten Rahmenbedingungen keine Sicherheit gebe: Etwa ein Drittel der jungen Delfine in Tiergärten überleben ihre ersten sechs Monate nicht.

Aufmerksame Zuschauer bei der Geburt

Am häufigsten sterben die Tiere in den ersten 24 Stunden, diese Phase hat das Nürnberger Kalb gut überstanden. In den ersten zwei Wochen aber bleibt die Situation kritisch, auch wenn momentan nichts auf Komplikationen hinweist: Das Muttertier hat die frühe Untersuchung ihres Jungen gelassen hingenommen, sie bietet offenbar hinreichend Nahrung.

Noch sind Kalb und Mutter vom Delfin-Verband getrennt, der Geburt aber haben die anderen Tiere in den Morgenstunden aufmerksam zugeschaut. Durch das Gitter einer Schleuse konnten sie die zweistündige Geburt beobachten, vor allem für andere potenzielle Muttertiere ist das wichtig. Sie sollen sich vertraut machen mit den Bedingungen einer Geburt. Auch hier, sagt Encke, biete die 2011 eröffnete Lagune deutlich bessere Bedingungen als das alte Delfinarium.

In den ersten drei Monaten ist das Immunsystem der jungen Tiere weiter anfällig, bis dahin will Encke vorsichtig bleiben. Das Geschlecht des Tieres wisse man erst "mit 90-prozentiger Sicherheit", auch da werde man nichts überstürzen. Wenn alles gut läuft, sollen Besucher "spätestens im Frühling" das Jungtier in der Anlage beobachten können. Man werde da keine Versprechungen machen, die man nicht halten könne, sagt Encke. Auch wenn nun natürlich ein kleiner Ansturm von Neugierigen zu erwarten ist in Deutschlands modernster Delfinanlage.

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